Logistische Präzision

Alle Prozesse in unserer Mühle sind eng verzahnt. In der Logistik für lose Produkte sorgt ein eingespieltes Team für eine bedarfs- und zeitgerechte Waren- und Transportplanung.
Simon Rochat (links) und Karl Dahlke im Mehlsilo 88, dahinter die Austragapparate unter den Zellen. Bild: Mischa Scherrer

In den Verlade­stationen beim Mehlsilo für den Lose­verlad stehen zu dieser Morgen­stunde im Frühling 2018 zwei Tank­fahrzeuge von Trans­food. Die Chauffeure befüllen ihre Camions unter den Aus­tragungs­glocken mit maximal 26 Tonnen Trans­port­gut. Das dauert rund 15 Minuten. Getrennt nach Produkten gelangen die Mehle oder Griesse in verschiedenen Lkw-Kammern zum Kunden.

Oben, in der Dispositions­zentrale, arbeiten an diesem Tag Karl Dahlke und Simon Rochat Hand in Hand. Kollege Christian Stettler, gelernter Müller und Müllerei­techniker, ist als Prüfungs­experte ausser Haus tätig. Auf einem Monitor sieht der Leiter Lose-Logistik, Karl Dahlke, jederzeit, was in den vier Verlade­stationen vor sich geht. Einer der Chauffeure bringt den signierten Liefer­schein und ein Rück­stell­muster vom Bio-Weizen­mehl aus dem Camion ins Büro.

Füllstandkontrolle

Simon Rochat bereitet die Mehl­lieferungen für interne und externe Kunden vor. Dabei orientiert er sich an den Bestel­lungen. Sieht es der Auftrag vor, überprüft er auch online bei Kunden die Silo­füll­stände. Die verschie­denen Liefer­aufträge ordnet er dann nach Produkt, Menge und Zeit­fenster. Gleich­zeitig achtet er auf eine aus­geglichene Aus­lastung der Chauf­feure. Als Grund­lage für ihre Einteilung über­mittelt er jeweils noch am Vor­mittag die Daten an den Logistik­partner Trans­food. Parallel dazu leistet Karl Dahlke Hinter­grund­arbeit. Er bildet die Prozesse im SAP MM ab. Immer wieder klingelt bei beiden Herren das Telefon. Nach dem Anruf sagt Karl Dahlke: «Wir pflegen Kunden­beziehungen auf einer kollegialen, sauberen und fairen Basis und bauen diese weiterhin auf und aus. Unser tägliches Ziel ist die Zufrieden­heit aller. Da sind wir auf gutem Weg.»

206 Zellen

Im Mehlsilo 73 für den Lose­verlad, das 2010 erneuert und erweitert wurde, verbergen sich 206 Silozellen. Genutzt werden sie spezifisch nach Produkten. Kein Weiss­mehl fliesst in eine Zelle, wo vorher Mais­griess oder Dinkel­mehl lagerte. Standard­mehle werden laufend in die grossen, 75 Tonnen fassenden Silo­zellen befördert. Label- und Spezial­produkte werden «just in time» in kleineren Zellen bereit­gestellt. Als eine der grössten Heraus­forderungen im Alltag sieht Karl Dahlke unter anderem «die Waren­bereit­stellung für Kunden, die auch am Wochen­ende produzieren.» Gleichzeitig fasziniert ihn die Dynamik des Betriebs: «Wie in anderen Abteilungen auch versuchen wir, unter ständig wechselnden Voraus­setzungen etwas zu erreichen.»

Dann und wann kommen Chauffeure ins Dispo­sitions­büro. Steht die Türe zum «Glas­häus­chen» offen, hört man Futter­würfel durch Röhren rumpeln. In der einen Verlade­station, die aus­schliesslich dem Abtransport von Nach­produkten für Futter­zwecke dient, wird ein Camion gerade mit Mais­futter­mehl befüllt. Auch für die ganz hellen Mehle für Frisch­teige gibt es eine eigene Verlade­station.

Produktionsverständnis

Karl Dahlke begann 1982 als Schicht­müller in unserem Betrieb. Schon bald wirkte er bei der Planung und beim Bau eines neuen Mehlsilos und Lager­hauses mit. Dass er so in die Leitungs­position der Lose-Logistik hinein­wuchs, lag nahe. Simon Rochat kam 2005, gleich nach seiner Müller­lehre in der Romandie, zu Swissmill. Nach fast zehn Jahren im Team der Schicht­müller wechslte er die Abteilung: «In der Logistik habe ich enorm viel über Swissmill dazu­gelernt», freut sich der 31-Jährige. Er gilt als kommender Kader­mann im Logistik­team. «Karl Dahlke hat mich gut geschult, ich lerne täglich dazu», sagt Simon Rochat, der an Wochen­enden nach wie vor gerne mal bei den Schicht­müllern in der Produktion aushilft.



Zwei starke Logistikpartner

Bis 1’000 Tonnen Mahlerzeugnisse verlassen an einem Tag unsere Mühle. Dabei sind wir auf verlässliche Transporteure angewiesen.

Schon um 1910 ergänzten Lastwagen den Fuhrpark der MSK-Stadt­mühle. Und eines Tages ver­schwan­den die Pferde­fuhr­werke ganz aus dem Betrieb. Mit dem wachsenden Mehl­ausstoss wurde der Abtransport in Jute­säcken immer aufwendiger. Deshalb sah man im Kauf eines ersten Silo­tank­wagens eine Vorwärts­strategie: 1961 war das eine echte Premiere im Land, als die Stadt­mühle als erster Betrieb Mehl lose trans­portierte.

Galliker und Transfood

In den Achtziger­jahren wurden immer öfter externe Trans­por­teure beansprucht, weil die eigene Camion­flotte ihre Kapazitäts­grenze erreicht hatte. Schliesslich entschieden sich die Mühlen­verant­wort­­lichen 2006 für eine Out­sourcing-Lösung. Mit der Transfood AG der Hugelshofer Gruppe in Frauenfeld gewannen wir einen starken Logistik­partner für Lose-Trans­porte. Unser ebenso geschätzter Partner für palettierte Produkte ist die Galliker Transport AG, mit Hauptsitz in Altishofen LU. Beides sind führende Schweizer Transport- und Logistik­unternehmen. Sie haben sich auch im europäischen Markt einen Namen gemacht. Übrigens: Auch sie begannen einst beide als Fuhr­unter­nehmen mit Pferde­wagen.


1897 – Getreidezüge


Unser altes Mühlen-«Lokomotivchen» war in der Schweiz die erste elek­trische Werk­bahn überhaupt. In der Maschinen­fabrik Oerlikon gefertigt, wurden mit ihr auf dem Industrie­gleis im Mühlen­areal Getreide­wagen rangiert. Die MSK-Denkschrift von 1938 hält fest: «Heute ist nicht mehr das fliessende Wasser, sondern der Anschluss an das Industrie­geleise wichtig für die Lage einer Mühle.»

Dass heute mehrmals täglich Schütt­gut­wagen von SBB Cargo voller Getreide über den Escher-Wyss-Platz tuckern, hat mit Nostalgie nichts zu tun: Auf der Schiene werden Jahr für Jahr über 200’000 Tonnen Getreide angeliefert. Swissmill hält so den CO2-Ausstoss durch Waren­transporte möglichst gering. Abtrans­portiert werden auf dem Schienen­weg nur ein kleiner Teil der palettierten und losen Produkte sowie Nach­produkte. Die Fein­verteilung erfolgt meist per Camion.