Persönlich

Marisa Munz

Rohwarenbeschaffung Bio (Januar 2018 bis Januar 2021)

«Die Nähe zum Markt ist eine der Stärken von Swissmill. Sehen wir Schwierigkeiten, können wir diesen sofort nachgehen. Davon profitieren alle.»

Marisa Munz

Aufgewachsen ist sie in Hallau SH. Nach ihrem Studienabschluss 2014 in Zürich als Master of Science ETH in Agrarwissenschaften sammelt Marisa Munz breitgefächert Erfahrung in jeweils drei- bis sechsmonatigen Engagements: als Wissenschaftliche Assistentin an der Uni Zürich, in Praktika beim Dachverband Swiss Fair Trade, bei der Exportfirma für Kakao sumaquao in Peru, schliesslich beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau FIBL. Knapp zwei Jahre wirkt sie dann als Junior Einkäuferin bei Sunray, einer Division von Coop. Seit Januar 2018 ist sie bei Swissmill zuständig für die Beschaffung von Bio-Rohwaren.

Im privaten Leben mag sie es sportlich: Beim Wandern in den Bergen oder beim Bouldern (Klettern) in der Halle. Wenn Zeit bleibt, gärtnert sie gern. Gelegenheit dazu findet sie in einem Gemeinschaftsgarten in Zürich, wo saisonal alles Mögliche wächst und gedeiht.

Bauern, Beschaffungswege, Ernten

ETH-Agronomin Marisa Munz verstärkte bei Swissmill das Beschaffungsteam während drei Jahren. Ihr Kompetenzbereich: Bio-Rohwaren.
Sechs Getreidesorten in Bio-Qualität gehören zu Marisa Munz‘ Beschaffungsbereich. Allem voran Brotgetreide, hauptsächlich aus dem Inland: Weichweizen, Dinkel und Roggen. Überdies Hafer, Hartweizen und Mais. Bild: Mischa Scherrer

Anfang 2018 kam sie von der Schwesterdivision Sunray in Pratteln zu Swissmill. Den Mühlenbetrieb an der Limmat kannte sie von einer ETH-Exkursion. Damals war sie erstaunt und fasziniert zugleich, wie viel hinter all den Mauern auf engem Raum passiert. «Von aussen hat man keine Vorstellung davon.»

Sie interessiert sich für Nahrungsmittelketten und Märkte und möchte diese immer besser verstehen. «Da gibt es viele Zusammenhänge und ineinandergreifende Themen: Bauern, Produkte, Wetter, Beschaffungswege, Preise, Konsumtrends.»

Aktuelles Wissen, neue Konzepte und Methoden bringt Marisa Munz mit. Ihr Master-Schwerpunkt: Agrar- und Ressourcenökonomie. Schon während des Studiums habe sie sich «eingefuchst» auf Beschaffungsfragen. Ihr Aufgabenspektrum bei Swissmill ist ihr Element. Nach bald zwei Jahren Zusammenarbeit mit Max Bartholdi, Rosemarie Heller und Matthias Staehelin sagt sie: «Ich denke, wir sind inzwischen ein eingespieltes Team.» – Im Interview fürs Kornmagazin erfahren Sie mehr.

Mit den feinen Mehlen aus unserer Mühle stellen die Backprofis unterschiedlichste Brote und andere Backwaren her – beliebte Klassiker, rustikale Spezialitäten und ebenfalls süsse Genüsse. Auch in Bio-Qualität. Bilder: iStock

War Ihr Wechsel von Sunray zu Swissmill eine interne Berufung?
Nein, ich habe mich ganz regulär auf ein Inserat von Swissmill beworben. Und voilà, es passte.

Haben sich Ihre Aufgaben damit wesentlich verändert?
Der internationale Handel, der Import von Trockenfrüchten und Nüssen standen zuvor im Zentrum. Das Eintauchen in die Getreidewelt bringt mir neue Dimensionen. Es gehört zum Konzept, dass wir als Mühle dem inländischen Brotgetreide Raum geben. Der hiesige Bio-Markt ist überschaubar, nicht so anonym.

Wie haben Sie im grossen Mühlenbetrieb Fuss gefasst?
Nach etwa einem Jahr hatte ich so langsam die Übersicht über die Abläufe und Prozesse. Mir gefällt die Vielseitigkeit meiner Arbeit und wie wir im Team vorgehen und zusammenarbeiten. Es entspricht mir, dass nicht alles nach Schema F läuft.

Wie können wir uns Ihre Aufgabenbereiche vorstellen?
Es ist eine gute Mischung zwischen Tagesgeschäft und strategischen Themen. Im Tagesgeschäft stehen für mich Mengenvereinbarungen und logistische Abwicklungen mit Lieferanten von Bio-Getreide ganz oben, da habe ich den Lead. Wir sprechen uns im Team aber oft untereinander ab.

Für die Einkaufsadministration ist Rosemarie Heller zuständig. Bleibt mir Zeit, lege ich auch gerne Bestellungen an und disponiere Bio-Getreide. Zudem koordiniere ich Laboranalysen und kümmere mich um Beanstandungen.

Was fällt unter «strategische Themen»?
Das sind Themen, die bei der Beschaffung in grösseren Zusammenhängen stehen und eine weitere Perspektive verlangen: Erntemengen und Marktbedingungen, Optimierung von Abläufen, die Sicherstellung einer langfristigen Warenverfügbarkeit. Zuweilen führen wir Telefonkonferenzen mit Marktpartnern durch.

Mit Ihnen wurde das Beschaffungsteam von Swissmill verstärkt. Was sind die Vorteile?
Das gibt uns die Möglichkeit, Themen direkter und schneller anzugehen. Es braucht Zeit, sich in Märkte reinzuhören. Ich widme mich der Bio-Beschaffung und bearbeite auch strategische Fragen aktiv, die wir dann diskutieren: Welche Mengen benötigen wir und wie können wir eine langfristige Liefersicherheit garantieren? Wie können wir Analysen einbeziehen und Abläufe optimieren? Ebenfalls gibt uns das die nötige Zeit, um Themen, die die Branche oder Swissmill direkt betreffen, inhaltlich vertieft zu bearbeiten.

Das Wichtigste aber ist unsere Nähe zum Markt, zu Lieferanten, Kunden und Behörden. Das ist eine der Stärken von Swissmill. Sehen wir irgendwo Schwierigkeiten, können wir diesen sofort nachgehen. Davon profitieren alle.

Nehmen Sie auch an Meetings teil?
Bei wichtigen Themen, die den inländischen Bio-Markt betreffen, nehme ich gemeinsam mit Matthias Staehelin an Branchentreffen und Verhandlungen teil. Damit verschaffe ich mir einen wichtigen Einblick über aktuelle Themen.

Wir besuchen regelmässig unsere Partner im Ausland. Wir gehen in Sammelstellen und aufs Feld oder waren schon bei Audits dabei. 
So können wir Abläufe verfolgen, Fragen stellen und die Rückverfolgbarkeit sicherstellen. Durch die enge Partnerschaft wissen unsere Produzenten, was uns wichtig ist. Solche Treffen sind immer sehr lohnend.

Zum zweiten Mal haben Sie bei Swissmill eine Getreideernte erlebt. Was gibt es Neues?
In den vergangenen zwei, drei Jahren sind deutlich mehr Produzenten in den Bio-Anbau eingestiegen. Eine signifikante inländische Bio-Produktion ist zu begrüssen. Allerdings bringt das Verschiebungen ins Marktgefüge und hat Folgen für Partnerschaften im Ausland und auf den Preis.

Das tönt nach Herausforderung.
Unser Mühlenbetrieb als grosser, verlässlicher Abnehmer von Schweizer Bio-Brotgetreide ist gefordert, wenn die jüngste Ernte sogar die erwarteten Mengen deutlich übersteigt. Wir pflegen langjährige strategische Partnerschaften. Daneben haben wir gewachsene Importpartnerschaften mit Bio-Knospe-Produzenten besonders in Österreich, dank derer wir seit vielen Jahren fehlende Inlandmengen und -qualitäten ausgleichen.

Sind also noch Verhandlungen und Lösungen nötig?
Die neue Ausgangslage bringt es mit sich, dass mit allen Partnern tragbare Lösungen erarbeitet werden. Der Bio-Brotgetreidemarkt muss sich neu beweisen. Niemand will fürs Lager produzieren. Einen schönen Anteil der Bio-Vermahlung liefert Swissmill in den Kanal Coop. Ohne weitere Steigerungen bei den Bio-Backwaren lässt sich der Anbau nicht beliebig erhöhen. Die beste Chance für Schweizer Bio-Getreide ergibt sich, wenn neben den Mengen und Qualitäten ebenfalls die Preise für Abnehmer und Konsumenten stimmen.

Seit 1993 ist Swissmill auch eine Bio-Mühle. Wir verfügen über viel Wissen um die Beschaffung und Verarbeitung verschiedener Bio-Getreidesorten. Deren Anteil an unserer gesamten Produktionsmenge liegt aktuell bei über 20 Prozent. Bilder: Frank Blaser / Bio Suisse

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