Persönlich

Markus Brantner

Geschäftsleiter Bertschi Bäckerei

«Ich wünsche mir, dass wir das Unternehmen gesund weiterentwickeln.»

Markus Brantner

Schon in jungen Jahren begeisterte ihn sein Metier, die Passion für den Beruf ist ihm geblieben. Nach seiner Bäcker­ausbildung mit Meister­prüfung in Deutschland folgten lehrreiche Ausland­jahre in den USA. 2005 kommt er in die Schweiz, wo er bei der Bertschi Bäckerei wachsende Verantwortung übernimmt. Zuerst als Produktions­leiter, dann als Betriebs­leiter und rechte Hand des Geschäfts­führer-Paares. 2020 übernimmt die fünfte Generation. An der Seite der Hesta AG als Mehrheits­aktionärin tritt Markus Brantner (41) als Geschäftsführer die Nach­folge an. Auf seine Freizeit angesprochen, sagt er: «Zugegeben, die ist eher spärlich». Die Momente im Familien- und Freundes­kreis geniesst er dafür umso mehr, an einem gemütlichen Abend oder beim Sport.

Kontinuität unter neuer Führung

Die Bertschi Bäckerei steht seit 1896 für gepflegtes Backhandwerk. Seit 2019 ist die Hesta AG Mehrheits­aktionärin des Traditionsbetriebs. Das Ziel ist eine gesunde Weiter­entwicklung des Unter­nehmens. Dem langjährigen Betriebs­leiter Markus Brantner wurde die Geschäftsführung übertragen. Das Korn­magazin traf ihn in Kloten zum Interview.
Die fünfte Generation Bertschi: Manuel Suter, Markus Brantner und Marco Schmidt teilen sich die operative Geschäftsleitung (v. l. n. r). Im Zentrum ihrer Besprechung – gute Produkte und zufriedene Kunden. Bild: Bertschi Bäckerei

Während mehr als drei Jahrzehnten schenkten Christian und Annemarie Hertig als Inhaber und Geschäfts­führer der Bertschi Bäckerei ihr Herzblut. Dann kam die Zeit für eine Stab­übergabe. Sie, Herr Brantner, sind seit Sommer 2020 der Geschäfts­führer im Unter­nehmen. Wie wurde dieser Generationen­wechsel vorbereitet? 

Markus Brantner: Das Ehepaar Hertig suchte sehr bedacht nach einer tragfähigen Nach­folge­regelung, dabei stand ein Faktor im Vordergrund: Die Bertschi Bäckerei sollte kompro­misslos als hand­werklicher Familien­betrieb langfristig gesichert und die Kontinuität gewährleistet sein. Mit der Hesta AG der Zürcher Unternehmer­familie Bechtler wurde eine neue Inhaberin gefunden, die alle Bedingungen erfüllt. Mein Wunsch war es, ebenfalls mit dem Unter­nehmen Bertschi in die Zukunft gehen zu dürfen.


Der Führungswechsel 

Wie gestaltete sich diese Stabübergabe? 
Per Anfang 2019 erfolgte die Geschäftsübergabe von Christian und Annemarie Hertig an die Hesta AG als Mehrheits­aktionärin. Als Geschäftsführer bin ich ebenfalls am Unter­nehmen beteiligt. Operativ wirken wir heute als dreiköpfige Geschäfts­leitung. Unterstützt werde ich durch Manuel Suter als Leiter Verkauf und Marketing und Marco Schmidt als kauf­männi­scher Leiter, die Produktion bleibt mir unterstellt.

Kamen Sie top vorbereitet in diese neue Verant­wortungs­position? 
Ja, bestens. Viele Jahre konnte ich das Unter­nehmen in all seinen Facetten kennenlernen und durfte wachsende Verant­wortung übernehmen – bis hin zum Betriebs­leiter und als rechte Hand der Geschäfts­leitung. Daher bin ich sehr nahe an den Mitar­beitenden. Für die meisten war es somit eine logische Konsequenz, dass ich operativ die Nachfolge übernehmen würde.

Nur qualitativ hochstehende, weitgehend regionale Rohstoffe werden in der Traditionsbäckerei in Kloten verarbeitet. Bild: Bertschi Bäckerei


Verantwortung auf mehreren Schultern

Welche Veränderungen brachte der Wechsel für Sie? 
Natürlich trage ich als Geschäftsführer mehr Verant­wortung im ganzen Unter­nehmen, die ich aber mit meiner gut funktionierenden Geschäfts­leitung teilen kann. Zudem haben wir die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Wir konnten unseren langjährigen Produktions­leiter Samuel Laubscher als Betriebs­leiter gewinnen und auch den Abteilungs­leitern über­trugen wir mehr Verant­wortung. Mein Job ist es, alle Kräfte optimal einzubinden. 

Was ist Ihnen in Ihrem Führungsverständnis wichtig, was streben Sie an?
Wir werden den bisherigen Weg weitergehen und das traditionelle Hand­werk hochhalten – dabei aber natürlich auch zeitgemässe Entwick­lungen in unser Spezialitäten­angebot einfliessen lassen. Ich wünsche mir Kontinuität – und dass wir als fünfte Generation das Unter­nehmen nicht nur verwalten, sondern gut weiterent­wickeln. Es liegt mir viel daran, den bisher eher patronal geführten Betrieb als Team-geführtes Unter­nehmen zu entwickeln und Verant­wortung zu delegieren. Dabei haben wir auch immer ein offenes Ohr für die Ansichten und Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden, denen wir auch Spielraum für eigene Ideen einräumen.

Praktisch jede Nacht, wenn in der Backstube Hochbetrieb herrscht, formen wir gemeinsam Brote oder flechten sorgfältig unsere Zöpfe.

Markus Brantner



365 Mitarbeitende 

Wie erleben Sie das Betriebs­klima?
Uns verbindet ein familiäres Team­work, und wir gehen respektvoll miteinander um. Die «Bertschi Familie» zählt 365 Mitarbeitende, Frauen und Männer aus Ländern rund um die Welt, mit verschie­denen Kultur- und Religions­hintergründen – aber betrieblich verbindet uns eine Sprache. Ich kann mich auf ein Team mit zahlreichen langjährigen Mitarbeitenden verlassen. Ich spüre viel positive Energie, und es motiviert und freut mich, wie sich die Menschen für den Betrieb einsetzen und es ihnen gelingt, mit ihrer Aufgabe zu wachsen. 

Was prägt Ihren Geschäfts­alltag?
In meiner Agenda stehen viele Termine: Kunden­besuche, Gespräche mit unseren lang­jährigen Vertrauens­lieferanten, interne Besprechungen. Fest­halten werden wir an den kurzen Entschei­dungswegen, die viel zum Erfolg von Bertschi beigetragen haben. Wir pflegen einen engen Kontakt zu unseren Kunden und wollen ihnen individuell passende Lösungen anbieten. 

Stehen Sie auch noch ab und zu selbst in der Backstube? 
Ja, sehr oft sogar. Als handwerkliche Bäckerei stellen wir Frisch-Kreationen her, die früh­morgens an Spitäler, Alters­heime oder die Gastronomie geliefert werden. Ein direkter Kontakt mit meinem Team ist mir sehr wichtig. Meine Aufgabe ist es, die Mitar­beitenden zu begleiten. Praktisch jede Nacht, wenn in der Back­stube Hoch­betrieb herrscht, formen wir gemeinsam Brote oder flechten sorgfältig unsere Zöpfe. So bin ich an der Basis, spüre die Stimmung und kann darauf eingehen.

Seit 20 Jahren und mit Freude bei Bertschi: Baykal Soysal, Vize-Abteilungsleiter der Feinbäckerei, prüft die Buttergipfel-Produktion. Bild: Bertschi Bäckerei
Mit 18 Jahren im Betrieb ist auch er ein treuer Bertschi-Bäcker: Produktionsverantwortlicher Mark Dingler bereitet Brote für den Ofen vor. Bild: Bertschi Bäckerei


Idealfall für Bertschi

Wie gestaltet sich die Zusammen­arbeit mit der Firma Hesta AG als neue Inhaberin?  
Die Zusammen­arbeit mit der Familie Bechtler – mit den Brüdern Christoph Bechtler als Verwaltungs­ratspräsident und Alexander Bechtler als Verwaltungs­ratsmitglied – ist für Bertschi ein Idealfall. Sie stehen zu hundert Prozent hinter uns und bringen uns als Geschäftsleitung viel Vertrauen entgegen. Wir können uns jederzeit auf ihre Unter­stützung verlassen, geniessen dabei viele Freiheiten, um unsere Strategie weitgehend selbstständig umzusetzen. Wir schätzen die Zusammen­arbeit sehr.


Coronakrise 

Die Übernahme fiel in die Zeit der Pandemie. Was bedeutete das für Bertschi als gewerbliche Belieferungsbäckerei?  
In den 125 Jahren musste Bertschi bereits einige Krisen überstehen. So hat uns zum Beispiel auch das Swissair Grounding 2001 sehr hart getroffen. Durch bedachtes Handeln, ohne in Panik zu geraten, fanden wir stets einen Weg, diese schweren Zeiten zu überstehen. Natürlich war die Pandemie für die gesamte Gesellschaft eine enorme Heraus­forderung und Belastung mit bislang unbekanntem Ausmass – auch für uns. Nach dem angeordneten Lockdown im März 2020 und der Schliessung des Flughafens fielen die Liefe­rungen an das Airline-Catering, die Flughafen-Restaurants und die Gastronomie weg. Dies wirkte sich auf unseren ganzen Betrieb aus. Trotzdem gelang es uns, das Team bei Laune zu halten und den manchmal verzweifelten Mitar­beitenden frischen Mut zu machen. Wir waren immer überzeugt: «Wir schaffen das!». 

Und, wie haben Sie das geschafft? 
Selbstverständlich hatte die Corona­krise auch für uns in verschiedener Hinsicht einschneidende Aus­wirkungen. Stark zu spüren bekamen wir die Turbu­lenzen nicht nur bei den von der Pandemie hart getroffenen Airlines, sondern auch in der Gastronomie und System­gastronomie. Vorübergehend mussten wir auf Kurz­arbeit zurückgreifen und unsere beiden Backstubenshops in Kloten länger geschlossen halten. Zugute kam uns, dass unsere Backstube schon vorher über ausgezeichnete hygienische Bedingungen verfügte. So blieben wir vor grossen Investitionen in Schutz­massnahmen verschont. Über das Ganze gesehen, ist es uns gelungen, diese schwierige Phase vergleichs­weise gut zu überstehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir gestärkt aus dieser Krise kommen.

Was trübt das Bild?
Durch Corona ist der Markt noch anspruchsvoller geworden. Es wird sich zeigen, wie sich etwa das Thema Home­office geschäftlich für uns entwickeln wird, wenn in den Gastro­betrieben weniger Gipfel zum Znüni oder Brötli über Mittag konsumiert werden. Wir halten die Augen offen und nutzen jede Chance, um unseren Kunden­stamm weiter auszubauen. Regel­mässig besuche ich bestehende und auch potenzielle Kunden. Und es liegt mir auch daran, dass beispielsweise ein Speditions­leiter zu Kunden geht und sich ihre Sorgen anhört – und umgekehrt.

Es ist uns bewusst, dass wir unsere Spezialitäten nur mit besten Rohstoffen fertigen können.

Markus Brantner



Haltung und Umgang

Was sind Pfeiler in Ihrer Unter­nehmens­philosophie?
Wir begegnen jedem Menschen mit Respekt, ohne jegliche Vorurteile gegenüber Herkunft oder Religion. Es ist uns bewusst, dass wir unsere Spezialitäten nur mit besten Roh­stoffen fertigen können. Darum legen wir grossen Wert auf Nach­haltigkeit und den schonenden Umgang mit der Natur. Die Bedürfnisse unserer Kunden nehmen wir ernst und entsprechend schenken wir ihren individuellen Wünschen viel Aufmerk­samkeit. Durch vorbildliche Arbeits- und Anstellungs­bedingungen und ein familiäres Klima motivieren wir unsere Mitar­beitenden.

Wo sehen Sie Heraus­forderungen und Chancen? 
Die Heraus­forderung liegt sicherlich darin, mit unserer traditionellen Herstellungs­weise auf dem hart umkämpften Markt zu bestehen – angesichts von Preis­kampf, importierten Halb­fabrikaten und industriell hergestellten Back­waren. Darin liegt aber auch die Chance unserer Strategie, denn Frisch­brot, Regionalität und Qualität sind zum Glück auch heute sehr gefragt. Der Erfolg gibt uns recht, es gelingt uns, den Kundenstamm laufend auszu­bauen. Das tun wir mit der Haltung: Wir müssen nicht, wir dürfen wachsen. So wollen wir auch nicht Umsatz kaufen, sondern uns ohne Risiko gesund weiterent­wickeln.

Zufrieden über die jüngste Produktion der beliebten Laugensilserkränze: Markus Brantner mit Betriebsleiter Samuel Laubscher (rechts), der seit 19 Jahren zum Bertschi-Team gehört. Bild: Bertschi Bäckerei


100% IP-Suisse-Getreide

Vor dem Produktions­gebäude wehen drei Flaggen. Darauf sehen wir: Den Käfer des Nach­haltigkeits­labels IP-Suisse neben «dem Gipfel mit dem B» auf dem Bertschi-Logo, zudem das Klotener Wappen. 
Die Flagge mit dem IP-Suisse-Käfer ist neu und setzt bewusst ein Zeichen. Denn seit Herbst 2021 verar­beiten wir ausschliesslich Getreide aus IP-Suisse-Anbau. Für Bertschi war dies ein wegweisender Entscheid: Mehl ist unser Haupt­rohstoff. Es ist die logische Fortsetzung der Unternehmens­philosophie, die Bertschi seit Generationen verfolgt – die Verarbeitung von weitgehend regionalen Qualitätsrohstoffen. Gegenüber unseren Kunden war dies ein mutiger Schritt. Umso erfreulicher ist es, dass alle mitzogen. 

Im Fokus steht der schonende Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen. Aktiv unter­stützen wir den nachhaltigen Anbau und beziehen unsere Roh­stoffe so weit als möglich von Vertrauens­lieferanten aus der Region. Wir gehen aber weit darüber hinaus, so verzichten wir zu 100 Prozent auf Palmöl und verwenden nur noch Alterna­tiven zu tierischer Gelatine. 

Apropos Mehl – wie gestaltet sich die Zusammen­arbeit mit Swissmill?
Mehl ist unser wichtigster Roh­stoff, wir sind auf eine konstant hohe Qualität angewiesen. Seit 20 Jahren verbindet uns mit Swissmill eine äusserst erfreuliche und unkomplizierte Zusammen­arbeit. Swissmill ist für uns eine zuverlässige, leistungs­starke und flexible Partnerin. In nur 15 Minuten Fahrzeit gelangt das Mehl zu uns.


Neue IT und Schutz der Natur

Stehen im Unter­nehmen weitere strate­gische Inno­vationen an? 
Ja, 2021 haben wir begonnen, die IT zu erneuern, dies wird uns noch bis Mitte 2023 beschäftigen. Wir sind dabei, die gesamte Informatik-Infra­struktur neu aufzustellen und auszu­bauen, dies mit sämtlichen Schnitt­stellen: Vom ERP-System über die Lohn­abwicklung bis zur Hard­ware samt Teams-Telefonie im ganzen Betrieb. Dies ist ein wesentlicher Schritt, um uns als Unter­nehmen zukunfts­orientiert weiter zu etablieren. Für uns und unsere Mitarbei­tenden ist es ein Riesen­projekt. Zudem beschäftigen wir uns laufend mit der Optimierung im Bereich der Nach­haltigkeit. Natur­schutz ist für uns elementar und steht hinter jedem unter­nehmerischen Gedanken der Bertschi Bäckerei.


Die Bertschi Bäckerei zum Brotkorb AG

1896 eröffneten Emil und Anna Bertschi ihre Bäckerei in der Zürcher Alt­stadt. Drei Gene­rationen Bertschi begründeten über die Jah­re das Renom­mee der Tradi­tions­bäckerei. 1986 übernah­men Christian und Anne­marie Hertig das blühende Unter­nehmen, beide waren seit 1978 in lei­tender Posi­tion im Be­trieb tätig. Er­folg­reich mach­ten sie dem Namen Bertschi alle Ehre. 1999 be­zogen sie gros­szügigere Räu­me am ge­mie­teten Stand­ort in Glattbrugg. 2009 erfolgte der grosse Wurf – die mo­derne Back­stube in Kloten wurde eröffnet. Heute sorgt die fünfte Gene­ration mit der Hesta AG als In­haberin und Ge­schäftsführer Markus Brantner für Konti­nuität.
Details zum Unter­neh­men

Mitar­bei­tende: 365 (350 Voll­zeit­stel­len) aus fast 30 Natio­nen, jährlich zwei neue Lernende. 

Sorti­ment: Brote, Sand­wiches, Snacks, Apéro­gebäcke, Süssgebäcke, Patis­serie, Tor­ten; brei­tes Ange­bot an Tief­kühlpro­dukten

Hand­werk­liche Belie­ferungsbäckerei: für Hotels, Sys­tem­gastr­onomie, Flug­hafen-Cate­rings, Alters­heime, Spitäler, Gross­ver­teiler und kleine Ge­schäfte im Gross­raum Zürich.