Sie, Frau Hofer, sind Leiterin Nachhaltigkeit und Wirtschaftspolitik bei Coop. Was beinhaltet Letzteres?
Salome Hofer: In der Wirtschaftspolitik stellen wir die Interessenvertretung von Coop in der Schweizer Politik sicher. Wir verfassen Vernehmlassungsantworten, schreiben Positionspapiere, tauschen uns mit Stakeholdern aus, um gemeinsame Positionen zu erarbeiten und bringen unsere Vorschläge faktenbasiert in den politischen Prozess ein. Nachhaltigkeit ist eine wichtige Argumentationslinie für uns in der Wirtschaftspolitik. Deshalb macht es Sinn, dass bei uns beide Bereiche in einem Team vereint sind.
Die Nachhaltigkeitsstrategie von Coop umfasst detaillierte Mehrjahresziele bis 2026. Gibt es da Initialmomente?
Insgesamt bauen wir auf der bestehenden Strategie mit den drei Säulen auf (Details, Verwandter Artikel). Etwas Initiales hat die Strategie insofern, weil wir über unsere Antriebsfelder hinausschauten, in denen wir uns profilieren wollen. Wir fragten: Was erwarten die Anspruchsgruppen von uns? Jedes Jahr führen wir einen Stakeholder-Dialog durch, zu dem wir über 50 Organisationen einladen. Darunter NGOs, Umweltschutzverbände, Konsumentenschützer, Gewerkschaften, karitative Organisationen, Bundesämter, Wissenschaftsvertretungen. Von Bio-Suisse über den Bauernverband bis hin zu Economiesuisse – alle sind mit dabei. Neben Vorträgen versuchen wir, in Kleingruppen an aktuellen Themen zu arbeiten.
Zudem haben wir unsere Kundinnen und Kunden als unsere Haupt-Stakeholder dazu befragt, welche Nachhaltigkeitsthemen relevant sind und angegangen werden sollten. Viele davon hatten wir schon auf dem Schirm. Dennoch ist es wichtig, zu betonen, dass wir die Themen der neuen Strategie auf der Basis dieser Feedbacks definierten.
Was imponiert Ihnen an den neu definierten Zielen und Ausrichtungen?
Die Themen Due Diligence (Sorgfaltsprüfung) und Transparenz gehen wir wirklich neu an. Wir wollen genau wissen, von wo kommen unsere Produkte, was für Probleme gibt es dort allenfalls, was ist zu tun? Auch unser Klimaschutz-Engagement stellten wir nochmals ganz neu auf. Mir imponiert, dass wir die ganze Coop-Gruppe mit Detailhandel, Produktion und Grosshandel auf dem Schirm haben und alle relevanten Themen auch verstärkt in den Transgourmet Ländergesellschaften angehen. In dieser umfassenden Art ist das neu und insofern auch herausfordernd, weil wir alle Eigenmarken anschauen und nicht bloss sagen, wir haben ja Bio, alles ist gut. Auch bei unserer Tiefpreislinie Prix Garantie wollen wir Nachhaltigkeits-Mindeststandards umsetzen. Schon in der Periode 2014 bis 2021 hatten wir im Grosshandel Zielsetzungen, aber oft waren es qualitative Ziele und oft betraf es nicht alle Ländergesellschaften. Zum Beispiel beim Thema Tierwohl haben wir neu ein quantitatives Ziel. Das ist durchaus herausfordernd für den Grosshandel.