Stehen Maschinen und Anlagen still, dann klemmt etwas – oder es gibt Neuerungen in den Produktionshallen von Swissmill. Im Februar 2018 war es wieder einmal so weit: In der Hafermühle wurde nach der mechanischen Installation in nur drei Tagen eine zusätzliche, topmoderne Reinigungs- und Schällinie integriert.
Warum und wozu? «Sowohl für Hafer- als auch Dinkelprodukte aus unserer Mühle ist die Nachfrage stark gewachsen», sagt Erwin Waldvogel. «Wir stiessen an unsere Kapazitätsgrenzen. » Als einer der Obermüller bei Swissmill ist er zuständig für die Hafer- und Schälmüllerei. Der Bereich erfordert von ihm, seinen drei Teamkollegen und den Schichtmüllern viel spezialisiertes Fachwissen.
Zwei separate Linien
Was haben Hafer und Dinkel gemeinsam? Beide Getreide tragen Spelzen, welche die Körner fest umhüllen. Die gereinigten Körner müssen vor der Verarbeitung zu Flocken oder Mehlen (in einer anderen Abteilung) erst einmal entspelzt beziehungsweise geschält werden. Dafür stehen jetzt mit zwei Reinigungs- und Schällinien für beide Getreidesorten separate Anlagen zur Verfügung. Die Vorteile: mehr Leistung und Flexibilität.
Dass die jüngste Generation für die Haferverarbeitung genutzt wird, erstaunt nicht: Allein die Palette an flockiertem Hafer umfasst rund 50 Artikel. «Flocken und Flöckli in Bio und konventionell, gröber oder feiner, in variierender Grösse und Feuchtigkeit – genau nach den Wünschen unserer Kunden», erklärt Erwin Waldvogel.
Bei einem Augenschein in der Hafermühle wirft der Müller einen Blick auf einen Monitor mit Berührungsbildschirm. Die 3D-Visualisierung zeigt die Einstellungen und die laufenden Prozesse im Flockierwalzwerk mit vorgelagertem Dämpfer. «Diese Maschine stammt von Ende 2015, sie ist die älteste hier im Raum.» Da staunt die Besucherin!
Vorne bei den Fenstern über dem Fluss tüftelt, schwarz gekleidet, ein Experte von Bühler an einem Schaltkasten. Stehen im Traditionsbetrieb technologische Neuerungen an, sind immer wieder kreative Lösungen gefragt. Verpackte Geräteteile lagern auf Paletten entlang der Wände, auch eine neue Steinmühle ist zu sehen.
«Schälprozesse sind Schlüsselstellen in der Schälmüllerei. Sie sind massgeblich für eine optimale Qualität und ebenso für die Ausbeute», erklärt Erwin Waldvogel. Die Kunst liegt darin, Hafer- und Dinkelkörner gut zu schälen, ohne dass die Körner brechen oder beispielsweise Restspelzen in den Produkten verbleiben und somit zwischen den Zähnen der Konsumenten landen. «Denn kleine Bruchstücke werden abgesogen und wir verlieren sie nachher in Futtermitteln. Zudem bleibt bei einem Schälgang jeweils ein kleiner Prozentsatz an ungeschältem Hafer zurück, der als Rücklauf nochmals nachgeschält wird.
Neue Sortex
So umfasst die neue Schällinie für die Haferverarbeitung seit Februar einen Tischausleser modernster Machart von Bühler mit Doppeldeck – denn doppelt geschichtet hält besser. Hier rutschen die schön geschälten Körner auf der geneigten Fläche hinunter. Diejenigen mit den Spelzen wandern nach oben und werden einem weiteren Schälgang zugeführt.Die Erwartungen von Obermüller Erwin Waldvogel übertrifft die neue Sortex ColorVision für den Gesamtbetrieb: «Sie ermöglicht uns eine gezieltere, hochpräzise optische Auslese unerwünschter Merkmale.» Die Maschine sortiert nach verschiedenen Farbspektren (nicht allein hell-dunkel) und erfasst von zwei Seiten her auch Formen.
Neben Hygiene und Produktsicherheit ist eine schöne, einheitliche Flockenfarbe wichtig. Bedeutsam ist eine differenzierte optische Sortierung auch insofern, als beim Bio-Hafer eher mehr Beimengungen vorzufinden sind; da wird bei der Rohware auf dem Feld nicht gespritzt. «Tendenziell gelangen bei Bio vom Feld mehr verfärbte Körner, Unkräuter und Fremdsamen zu uns.»
Eine Neuanschaffung in der Hafermühle aber bleibt des Müllers Geheimnis: Im Spätsommer wird die Maschine in Betrieb genommen, um neuartige Produkte zu lancieren. «Innovation war und ist die Grundlage unseres Betriebs», sagt Erwin Waldvogel, während sein Telefon klingelt.