Inland
Aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen zieht sich die diesjährige Getreideernte in die Länge. Das anhaltend feucht-warme Klima hat zudem negative Auswirkungen auf die Qualität des Mahlgetreides und es muss mit deutlich geringeren Mengen an mahlfähigem Weizen gerechnet werden. Aktuell ist gemäss diversen Marktteilnehmern erst etwa ein Drittel geerntet worden. Die Erntearbeiten können aufgrund des sehr unbeständigen Wetters nicht wie vorgesehen fortgesetzt werden und z.T. sind die regendurchtränkten Böden viel zu nass, um mit dem Mähdrescher hineinfahren zu können. Leider sind in gewissen Regionen schon in der Schönwetterphase in der zweitletzten Juli-Woche Felder abgeerntet worden, bei welchen schon der Keimprozess (Auswuchs) so weit fortgeschritten war, dass es nicht mehr als Mahlgetreide eingesetzt werden kann.
EU/Weltweit
Die teilweise starken Niederschläge haben in verschiedenen Teilen Europas lokal schwere Schäden angerichtet. Punktuell sieht die Prognoseeinheit der EU-Kommission (MARS) daher auch negative Auswirkungen auf die Erträge, vor allem aber auf die Qualität in Frankreich, Deutschland, den Benelux-Ländern, Rumänien und der Ukraine.
In Russland haben aufeinander folgende Hitzewellen die Ertragserwartungen bei Winterweizen und Sommergetreide beeinträchtigt und bleiben ein Stressfaktor für die heranwachsenden Körnermais-Feldbestände.
In Kasachstan sind die Aussichten für die Weizenernte angesichts der Trockenheit in weiten Teilen des Landes weiter gesunken. Üblicherweise ist Kasachstan der wichtigste Getreideproduzent in Zentralasien.
Die anhaltende Trockenheit mit den sehr hohen Temperaturen haben in Kanada und in den nördlichen Anbaugebieten der USA einschneidende Auswirkungen auf Erträge und Qualitäten der verschiedenen Kulturen. Die diesjährige US-Sommerweizenernte dürfte angesichts der schweren Dürre auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren fallen. Angesichts der kanadischen Ernteverluste muss China nun möglicherweise auf Australien zurückgreifen. Die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern hatten sich 2020 verschlechtert, als Canberra eine Untersuchung der Herkunft des Corona-Virus gefordert hatte. Dies hatte Peking dazu veranlasst, hohe Zölle auf verschiedene australische Waren zu erheben. Australien ist der zweitgrößte Exporteur von Canola (Raps) und der fünftgrößte Exporteur von Weizen, und die Produktionsmengen des Landes haben sich nach einer Reihe von Dürreperioden kürzlich erholt. Daher dürfte der prognostizierte australische Ernteüberschuss 2021/22 besonders für den chinesischen Markt interessant sein.
Bio
Die inländische Bio-Getreideernte wird genauso in Mitleidenschaft gezogen werden aufgrund der bisherigen viel zu nassen Erntebedingungen. Vorerst dürfte es damit schwierig werden den generell spürbaren Trend nach mehr Swissness auszubauen. Da die Getreideproduzenten auch in den umliegenden Ländern mit ähnlichen schwierigen Bedingungen zu kämpfen haben, wird eine hohe Nachfrage für Importe primär aus den ost-europäischen Regionen entstehen.
Hartweizen
Leider haben sich die bereits geschilderten sehr schwierigen Anbaubedingungen in den Hartweizen-Anbauregionen im vergangenen Monat noch weiter verschärft: in Kanada und im Norden der USA ist kein Ende der zu hohen Temperaturen und der Trockenheit in Sicht. So sind in Kanada die anfänglichen Erwartungen von gegen 6 Mio. Tonnen Hartweizen mittlerweile auf gegen 4 Mio. Tonnen oder sogar noch darunter zusammengeschrumpft. Und Frankreich kämpft mit viel zu nassen Ernte-Bedingungen, womit die Hartweizen-Qualität kaum noch höheren Ansprüchen genügen wird. Als Folge dieser verschiedenen negativen Nachrichten sind die Hartweizen-Preise in die Höhe geschossen. Es ist bereits die Rede davon, dass deshalb in gewissen Ländern bei bestimmten Produkten auf Weichweizen ausgewichen wird und sich somit eine dringend notwendige kleinere Nachfrage ergeben dürfte.