Marktbericht
Oktober 2023
Die am 05.09.2023 freigegebene 4. Tranche des Brotgetreidezollkontingents ist aktuell noch nicht voll ausgeschöpft worden. Die genauen Zahlen zur diesjährigen Weizenernte liegen noch nicht vor, um damit die inländische Versorgungslage auch richtig einschätzen zu können. Das seit einigen Tagen anhaltende schöne und trockene Herbstwetter begünstigt aktuell die Ernte der Herbstkulturen und die Neuaussaaten.
EU/Weltweit
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hat den jüngsten Vorschlägen der Vereinten Nationen zur Wiederbelebung des Schwarzmeer-Getreideabkommens eine Absage erteilt, weil Zusagen an Russland - einschliesslich der Aufhebung von Sanktionen gegen eine russische Bank und deren Wiederanbindung an das globale SWIFT-System - nicht eingehalten worden seien. Zwei Monate nach dem Ausstieg Russlands aus dem Getreideabkommen hat ein zweites mit Weizen aus der Ukraine beladenes Schiff die Türkei erreicht. Laut der Prognose des Ministeriums soll Russland in diesem Anbaujahr bislang schon mehr als 123 Mio t Getreide von insgesamt erwarteten 130 Mio t geerntet haben. Die russischen Preise sind derzeit die Taktgeber bei der Preisentwicklung, allerdings belasten auch die hohen ukrainischen Exporterwartungen den Weizenmarkt. Kurzfristig gibt es sicherlich keinen Mangel an Weizenofferten. Augenfällig in dieser Ernte sind die hohen Qualitätsprämien für höherwertigen Weizen. Polen ist nach Darstellung von Präsident Andrzej Duda weiter bereit, beim Export von Getreide aus der Ukraine in Drittländer zu helfen. Er sei absolut der Meinung, dass alles getan werden müsse, damit die Transittransporte so umfangreich wie möglich sind. Das Getreide könne über spezielle Korridore dorthin gebracht werden, wo es wirklich benötigt werde, nämlich in die ärmsten Länder der Welt. Zugleich verteidigte Duda die jüngste Entscheidung, das Verkaufsverbot für ukrainisches Getreide auf dem polnischen Markt aufrechtzuerhalten, als richtig. Die Regierung in Warschau habe radikale Entscheidungen treffen müssen, um die polnischen Landwirte zu unterstützen und den heimischen Agrarmarkt zu verteidigen. Daraus kann abgeleitet werden, dass dabei auch der polnische Wahlkampf einen wesentlichen Einfluss hat. Die australische Weizenproduktion wird wahrscheinlich weiter zurückgehen, da das heisse und trockene Wetter im September zu geringeren Erträgen führen dürfte. In Argentinien kommen die Verkäufe der kommenden Weizenernte nur schleppend voran. Sie seien die langsamsten seit sieben Jahren. Die Landwirtschaft wartet auf Regenfälle und besonders auf das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen am 22. Oktober, denn einige der Kandidaten versprechen Steuersenkungen für Getreideexporte. Die EU-Kommission schlägt eine Verlängerung der Zulassung für Glyphosat um weitere 10 Jahre vor. Diese lange Frist stösst jedoch auf Kritik. Auf Länderebene wird eine abweichende Handhabung möglich sein.
Bio
Beim Weizen und Hafer sind die geringen Mengen an guten Qualitäten bereits vergeben und die grossen Mengen mit schwachen Qualitätsparametern suchen einen Käufer. Der Einkaufsappetit der Käufer ist jedoch für diese Ware noch gering, der Druck wird jedoch steigen und zu unangenehmen Qualitätssenkungen bei den Kunden führen. Deshalb ist kaum zu rechnen, dass der serbelnde Bio-Markt Rückenwind erhält.
Hartweizen
Die kanadische Ernte ist praktisch abgeschlossen und hat von trockenen Bedingungen profitiert. Allerdings sind die kanadischen Anbieter aktuell zu teuer und müssen mitansehen, wie türkischer Hartweizen zu attraktiveren Bedingungen im Markt abgesetzt wird. Dabei gehen verschiedene Marktakteure davon aus, dass die Vergabe der Exportlizenzen durch die türkischen Behörden bald eingeschränkt wird, damit die Versorgung für den einheimischen Bedarf nicht gefährdet wird. Sollte dies umgesetzt werden, würde sich die Ausgangslage am Markt deutlich verändern und dies wissen auch die anderen Anbieter. Die weltweite Versorgungsbilanz ist von verschiedenen Akteuren in den vergangenen Wochen nochmals deutlich aufgrund der heissen, trockenen Bedingungen in Kanada reduziert worden.
Die Geschäftsleitung
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