Inland
Die Niederschläge der letzten Tage waren für die weitere Entwicklung der Vegetation sehr wichtig. Aussagen in Bezug auf erwartete Erträge sowie Vergleiche zu Vorernten sind jetzt noch verfrüht.
In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai wird eine nächste Tranche über 20'000to des Brotgetreide-kontingents freigegeben. Man geht davon aus, dass auch diese Menge sehr schnell vergriffen sein wird. Ob damit die Versorgung für alle Marktteilnehmer bis zur neuen Ernte ausreichend sein wird, wird sich zeigen.
EU/Weltweit
Durch die blockierten Handelswege aus der Ukraine heraus könnten auf gestrandeten Schiffen rund 1 Mio. t Getreide und Ölsaaten verderben. Normalerweise exportiert die Ukraine monatlich bis zu 6 Mio. t Getreide und Ölsaaten, doch im März wurden nur etwa 200'000 t verschifft. Zwischenzeitlich hatte es Versuche gegeben, möglichst viel ukrainisches Getreide auf der Schiene nach Westeuropa zu befördern. Normalerweise werden nur 2% der gesamten ukrainischen Ausfuhren per Bahn in westliche Länder transportiert, da die Spurweite in der Ukraine und in Westeuropa nicht übereinstimmt. Durch die sehr schleppenden Getreideexporte dürften schätzungsweise 15 Mio. t Getreide aus der kommenden Ernte keinen Platz in den Silos des Landes haben. Gleichzeitig hat der Mangel an ukrainischem Getreide auf den Weltmärkten die Lebensmittelpreise weltweit in die Höhe getrieben.
Trotz der gegen Russland verhängten Sanktionen findet russischer Weizen weiterhin seinen Weg zu Käufern in aller Welt. Aus russischen Häfen sollen im April rund 3,15 Mio. t Mahlweizen abgeflossen sein. Das wäre mehr als das Dreifache wie im April 2021 verschifft wurden, berichtete Argusmedia. Die grössten Käufer sind die Türkei und Iran, welche ca. 50% übernommen haben. Da die Sanktionen in Kraft sind, bietet Russland seinen Weizen mit einem attraktiven Preisnachlass an.
Das US-Agrarministerium hat kürzlich in seinem wöchentlichen Crop Report nur 27% des US-Winterweizens als in gutem bis ausgezeichnetem Zustand eingestuft. Das ist der niedrigste Wert für diese Jahreszeit seit 1989. Grund für die schlechten Bewertungen ist die anhaltende Trockenheit im Weizengürtel der Plains. Die Verknappung des weltweiten Weizenangebots und der Ukraine-Krieg haben die Bedeutung der Aussichten für die US-Winterweizenproduktion noch erhöht.
Die Preise für Düngemittel haben ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. Insbesondere die Preise für Harnstoff sind stark gestiegen und liegen jetzt bei einem Allzeithoch. Der Anstieg der Düngemittelpreise erfolgt zur beginnenden Frühjahrsaussaat in den USA für Mais und Soja, wobei die hohen Inputkosten die Frage aufwerfen, welche Flächen die Farmer bewirtschaften können. In Frankreich sind gemäss FranceAgriMer 91% (Vorjahr: 85) des Winterweizens in einem guten bis ausgezeichneten Zustand. Die Maisaussaat schreitet auch zügig voran.
Bio
Der europäische Bio-Getreidemarkt wird aktuell vor allem vom Bedarf der Mischfutter-hersteller beeinflusst, welche die fehlenden Mengen aus der Schwarzmeer-Region decken müssen. Dadurch gibt es in den umliegenden Ländern noch wenig unverkaufte Mengen. Im aktuellen Umfeld dürfte z.B. der Sojaanbau von den Landwirten forciert werden, da dies einen wesentlich höheren Flächenertrag gegenüber anderen Kulturen erwirtschaften dürfte.
Die deutlich gestiegenen konventionellen Preise werden auch im Bio-Markt eine entsprechende Auswirkung haben, da die Bio-Landwirte einerseits die generellen Kostensteigerungen entschädigt haben möchten und andererseits eine spürbare Differenz zum konventionellen Preis haben möchten, um für ihre höheren Aufwendungen einen Entgelt zu erhalten. Wohin die Reise insbesondere bei der neuen Ernte gehen wird, ist momentan für alle Marktteilnehmer schwierig einzuschätzen.
Hartweizen
Gemäss der letzten Einschätzung des internationalen Getreiderates (IGC) ist die letztjährige Hartweizen-Ernte gegenüber dem Vorjahr um 9% tiefer ausgefallen und hat dadurch ein 20-Jahres-Tief erreicht. Sowohl in Kanada, den USA wie auch in der EU werden damit historisch tiefe Bestände am Ende der Erntekampagne noch zur Verfügung stehen.
Damit ist eine gute Anbausaison wichtiger denn je, um eine Beruhigung im Markt zu erreichen. In den europäischen Anbauregionen sieht es aktuell zufriedenstellend aus, da die Ende April gefallenen Niederschläge für eine Entspannung gesorgt haben. Kanada wird bis in der ersten Maiwoche relativ tiefe Temperaturen haben, welche die Feldarbeiten verzögern dürften. Zudem werden während der Anbausaison gute Niederschläge benötigt, um die nach wie vor tiefe Bodenfeuchtigkeit ausgleichen zu können.