Inland
Aufgrund der massiven Ernteausfälle in der Schweiz haben die Getreideproduzenten deutlich höhere Preis-Erwartungen, welche sie auch unüberhörbar in der Agrarpresse kundtun. Entsprechend haben die grösseren Anbieter bereits deutliche Preiserhöhungen durchgedrückt.
Zu den mengenmässigen Ausfällen kommen noch die qualitativen Herausforderungen der Inland-Getreideernte, welche zu deutlichen Umstellungen in den Verarbeitungsprozessen führen werden. Kurz zusammengefasst: Je höher der Schweizer Getreide-Anteil aus der Ernte 2021 in der Rezeptur sein wird, desto grösser dürfte die Herausforderung in den Backprozessen werden.
In der Branche werden deshalb verschiedene Themen zu diskutieren sein, damit die Versorgung in diesem Erntejahr sichergestellt werden kann: Um wieviel sollte das Zollkontingent erhöht werden. Dabei werden sowohl mengenmässige wie auch qualitative Aspekte zu berücksichtigen sein.
Die IG Dinkel hat ihre provisorische Mengenschätzung nach dem Eingang aller Mengen deutlich korrigieren müssen, so dass bei Bio-UrDinkel von den ursprünglich eingegebenen Mengen seitens Mühlen weniger als 40% und beim IPS-UrDinkel etwas mehr als 40% zur Verfügung stehen werden.
EU/Weltweit
Und wieder hat sich die europäische Weizennotierung im vergangenen Monat bei einem Auf und Ab nochmals um rund 3% resp. gegenüber dem Vorjahr um 30% verteuert. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
- Die schlechte Weizenqualität in Europa, mit entsprechend limitierten Verfügbarkeiten von geeigneter Rohware für die Brot- und Backwaren-Herstellung.
- Die deutlich reduzierte nordamerikanische Ernte schlägt zu Buche respektive hat zusätzlich das Angebot an Qualitätsweizen geschmälert, weshalb die guten Qualitäten preislich stark gestiegen sind.
- Auch die russische Ernte hat mengenmässig enttäuscht, weshalb bereits wieder Gerüchte über eine mögliche Einschränkung der russischen Exporte aufkommen und somit handelbare Volumen für den Weltmarkt sinken.
- In Australien besteht noch die Hoffnung auf eine qualitativ wie auch mengenmässig gute Ernte, welche jedoch erst Ende Jahr eingebracht wird.
Bio
Währenddem die Schweizer Bio-Weizen-Produktion mit einem herben Rückgang (-25% zu Vorjahr) zu Buche schlägt, ist der diesjährige einheimische Bio-Roggen praktisch inexistent (-90% zu Vorjahr). Auch beim Dinkel wird der Produktionseinbruch von über 30% spürbare Auswirkungen auf das Produktangebot haben.
Die Inlandquote sinkt voraussichtlich unter 50% bei Weizen und Dinkel, bei Roggen um die 10%.
Neben den Volumenproblemen hat sich das Wetter leider auch auf die Qualität ausgewirkt und die Prozess-technischen und Rezeptur-mässigen Anpassungen müssen rasch umgesetzt werden, um weiterhin den Qualitätsansprüchen der Konsumenten gerecht zu werden. Auch im Bio-Bereich werden primär diejenigen Brote und Backwaren, welche ausschliesslich aus Schweizer Bio-Mehl hergestellt werden, die grössten qualitativen Herausforderungen mit sich bringen.
Hartweizen
Die kanadische Hartweizen-Ernte ist im September fertig geworden. Die Marktlage hat sich deswegen keineswegs beruhigt. Allgemein wird erwartet, dass ca. 1,5-2 Mio. Tonnen für die Versorgung bis zur neuen Ernte fehlen. Bisher hat es noch keine Anzeichen einer Einschränkung des Bedarfes gegeben:
Algerien hat Mitte September zu den extrem hohen Preisen – letztmals wurden 2007/2008 solche Preise verzeichnet – sich eingedeckt und wird demnächst wieder eindecken.
In Venezuela - auch ein Grossverbraucher – wird scheinbar bisher auch nicht weniger konsumiert.
Die Pasta-Nation Italien versucht vorerst den Bedarf mit einheimischem Hartweizen zu decken, aber spätestens im Februar wird auch kanadischer Hartweizen benötigt. Und das weiss die kanadische Supply-Chain.
Diese äusserst angespannte Lage wurde bereits in verschiedenen Medien thematisiert, weil deutliche Preissteigerungen notwendig sein werden.