Marktbericht
August 2023
Die Weizenernte ist bis auf einige höher gelegenen Regionen abgeschlossen. Von der Westschweiz übers Mittelland bis in die Ostschweiz ist festzustellen, dass die Erträge - und die Proteinwerte gegenüber dem Vorjahr schwächer ausgefallen sind. Dagegen sind die Hektolitergewichte und Fallzahlen auf einem zufriedenstellenden Niveau. Bei den Mykotoxinen besteht auch in diesem Jahr keine Gefahr. Unser Getreidelabor arbeitet intensiv daran, möglichst bald Aussagen über die diesjährige Erntequalität präsentieren zu können.
EU/Weltweit
Nach dem geplatzten Getreide-Deal im Schwarzen Meer sind die Preise kurzfristig an den internationalen Börsen sprunghaft nach oben gestiegen. Hintergrund waren die russischen Raketenangriffe auf Getreidelager in der ukrainischen Hafenstadt
Odessa und die russische Ankündigung, ukrainische Schiffe im Schwarzen Meer als militärische Bedrohung einzustufen. Jegliche Beschränkung der Schiffsbewegungen aus Russland wird die Preise verfestigen. Unter der Nutzung aller Land- und Seewege sei es der Ukraine möglich, pro Monat bis zu rund 4.5 Mio. t Agrargüter zu exportieren, wie es aus dem europäischen Getreidehandel hiess. Dazu gehören 1.5 Mio. t über den Landweg, 1.0 Mio. bis 1.5 Mio. t über Constanta sowie 1.5 Mio. t mit den bestehenden Kapazitäten für die Umladung von Schiff zu Schiff. Dies sei ausreichend, um das ohnehin durch die Kriegshandlungen stark reduzierte Exportpotenzial zu bewältigen. Die Weizen- und Maisbilanzen für die Saison 2023/24 befinden sich insgesamt noch in einem empfindlichen Gleichgewicht, doch die Situation ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Die erheblichen russischen Eingangsbestände an Weizen und Gerste hatten die Weltmarktpreise für diese Getreidearten merklich gedrückt. Die Weltgetreidemärkte stehen nun im Kreuzfeuer zwischen sinkenden globalen Ernten einerseits und einer durch die Inflation unterminierten Nachfrage andererseits. Die Aussichten für die weltweite Produktion von Weizen und Gerste in der laufenden Saison sind keineswegs ideal. Die bisherigen Ernteergebnisse in Europa sind gemischt, mit den erwarteten katastrophalen Erträgen in Spanien und enttäuschenden Ergebnissen in Südosteuropa. Lediglich in Mitteleuropa und Frankreich ist demnach mit guten Erträgen zu rechnen. Die fünf EU-Mitglieder Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und die Slowakei wollen die EU-Kommission bitten, das Verbot für den Inlandsverkauf von ukrainischen Getreideimporten über den 15. September hinauszuverlängern Indien hat ein Ausfuhrverbot für weissen Reis verhängt. Diese Massnahme werde eine „angemessene“ Versorgung der eigenen Bevölkerung mit dem Grundnahrungsmittel „garantieren“ und den Preisanstieg im Inland dämpfen. Im Ausland dürfte der Preis für diesen Reis nun steigen. Indien ist für die weltweite Versorgung mit Reis sehr wichtig: Mehr als 40 Prozent aller Exporte stammen aus dem Land. Andere Exportländer haben keine Reserven, um die Lücke zu schließen. Das Exportverbot werde „natürlich“ die weltweite Teuerung antreiben.
Bio
Die Inlandernte ist grösstenteils eingefahren und ähnlich wie beim konventionellen Weizen ist von rund 10% tieferen Erträgen wie auch einem tieferen Proteingehalt auszugehen. Die anderen Qualitätsparameter sind jedoch ähnlich dem sehr guten Vorjahr. Auch in Österreich verzeichnen sie tiefere Proteingehalte. Deshalb gehen sie davon aus, dass ein grösserer Teil des Bio-Weizens nur im Futterkanal eingesetzt werden kann. Das wird das Angebot an Bio-Mahlweizen grundsätzlich schmälern und zudem dürfte tiefproteiniger Bio-Mahlweizen primär zur Verfügung stehen.
Hartweizen
Die europäische Hartweizen-Ernte ist Mitte Juli von Copa-Cogeca deutlich tiefer gegenüber dem Vorjahr – auf noch knapp 7 Mio. t resp. -10% - geschätzt worden. Gewisse Stimmen sehen diese Zahl nicht so tief, aber es wäre die kleinste Ernte seit über 15 Jahren. Dazu kommen noch qualitative Fragezeichen aufgrund der Niederschläge in den südeuropäischen Anbauregionen. Zudem haben sich die Anbaubedingungen in Kanada deutlich verschlechtert. Ausbleibende Niederschläge und hohe Temperaturen haben die Bodenfeuchtigkeit deutlich herabgesetzt, sodass auch dort unterdurchschnittliche Erträge erwartet werden. Deshalb haben sich die Vermarkten in der zweiten Julihälfte plötzlich zurückgezogen, da alle zuerst die effektive Ernte abwarten wollen.
Die Geschäftsleitung
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