Inland
Der wettermässig turbulente Juni hat verschiedenes bewirkt: Hagelzüge haben gewisse Landstriche und damit auch Getreidefelder verwüstet. Es gibt dazu keinen Überblick zu möglichen Auswirkungen, aber es scheint mehr zu sein als in den Vorjahren. Zudem ist das abwechselnde feucht-warme Wetter für die Gesundheit der Pflanzen nicht sehr förderlich.
Die zweite Schätzung per anfangs Juni der swiss granum in Zusammenarbeit mit Agristat zu den Anbauflächen und zur Ernteprognose von Wintergetreide zeigt ein recht optimistisches Bild bezüglich der Brotgetreide-Erntemengen. Somit stellt sich – einmal mehr zu diesem Zeitpunkt - die Frage wieviel, wann (man hört immer wieder von 2 Wochen Verzögerung) und in welcher Qualität effektiv geerntet werden kann.
An der Richtpreis-Sitzung der swiss granum wurden die Richtpreise der Weizenklassen unverändert belassen. Beim Dinkel im Spelz ist hingegen der Richtpreis um CHF 2.00/100kg aufgrund der sehr knappen Angebotslage resp. der anhaltend hohen Nachfrage angehoben worden.
EU/Weltweit
Das russische Agrarberatungsunternehmen Sovecon hat seine Prognose für die russische Weizenernte 2021 laut Reuters um 2,2 Mio auf 84,6 Mio t angehoben, was auf günstiges Wetter und eine größere Aussaatfläche zurückzuführen ist. Russland werde voraussichtlich Ende Juni oder Anfang Juli mit der Getreideernte beginnen. Das Wetter am Schwarzen Meer bleibt freundlich für die neue Ernte.
China ist inmitten der politischen Spannungen mit Australien doch als Käufer an den australischen Markt zurückgekehrt. Zwischen 200'000 und 250'000 Tonnen Weizen soll Peking zur Lieferung im Zeitraum August und September in Australien gebucht haben. Die politischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern hatten sich 2020 verschlechtert, und China hatte australische Gerste faktisch mit einem Importverbot belegt, indem auf Gerste dieser Herkunft eine hohe Importabgabe erhoben wird. Australischer Weizen blieb von den zusätzlichen Abgaben aber verschont. Russland hat zum ersten Mal seit über vier Jahren wieder 28.000 t Weizen an Algerien verkauft. Russland könnte in der kommenden Saison bis zu 1 Mio t an das nordafrikanische Land liefern.
Trotz Niederschlägen im zentralen Maisgürtel der USA herrscht noch immer eine schwere Dürre in großen Teilen des Maisgürtels.
Bio
Erstmals in der Geschichte wurde bei der diesjährigen Richtpreisrunde am 21. Juni keine Einigung für einen Richtpreis für Bio-Weizen erreicht. Auf der einen Seite argumentierten die Produzentenvertreter, dass mit einem höheren Preis neue Betriebe auf Bio umstellen und so dem wachsenden Bedarf an einheimischen Bio-Brotgetreide Rechnung tragen würden. Auf der anderen Seite lagen die Bedenken bei den Verarbeitern rund um die Entwicklung der Nachfrage nach der Pandemie (z.B. Wiedererstarkung Einkaufstourismus), dem wegen sinkenden Importanteilen weiter steigenden Bio-Preisniveau sowie den befürchteten Ertragseinbussen bei Mühlenebenprodukten wegen der Kraftfutterreduktion in der Knospe-Wiederkäuerfütterung ab 1.1.2022. Vereinbart wurde, dass dieses Jahr gemeinsam genutzt werden soll, um das System zur Festlegung der Richtpreise in Zukunft zu verbessern.
Zudem wurde der Richtpreis für Bio-Dinkel um CHF 3.--/dt erhöht, was auf den Mehlpreis rund CHF 6.--/dt ausmachen dürfte. Im Weiteren wurde der Richtpreis für Bio-Roggen belassen und das stark wachsende Trendprodukt Bio-Hafer soll im nächsten Jahr in die Richtpreisverhandlungen integriert werden.
Hartweizen
Die Hartweizen-Anbauregionen sind auch in diesem Berichtsmonat deutlich getroffen worden: in Kanada und im Norden der USA werden ergiebige Niederschläge und kühlere Temperaturen dringendst benötigt. Auch in Frankreich haben die ergiebigen Stürme Fragen zur Erntequalität und Menge aufkommen lassen, so dass kaum Marktaktivitäten zu verzeichnen sind.
Allgemein
Die beiden Agrarinitiativen sind abgelehnt worden, aber die Thematik wird uns in der Branche weiterhin begleiten. Da kommen weiterhin viele Diskussionen auf uns zu, um austarierte Lösungen letztendlich zustande bringen zu können.