Inland
Zur abgeschlossenen CH-Getreideernte liegen erste Erkenntnisse vor. Gegenüber dem Vorjahr sind aktuell die Protein- und Feuchtklebergehalte tiefer. Die Viskosität verzeichnet gegenüber dem Jahr 2022 nochmals einen leichten Anstieg. Gemäss Mitteilung von swiss granum vom 21.08.2023 wird die Erntemenge in der Grössenordnung von 320'000 bis 350'000 t geschätzt. Der grösste Teil davon kann als backfähiger Brotweizen bezeichnet werden. Die erwartete Brotweizenmenge liegt somit unter der Erntemenge des letzten Jahres. Diese belief sich inkl. deklassierte und nicht backfähige Menge auf rund 383'000 t. Bei dieser Ernteerhebung für das Jahr 2023 handelt es sich um eine provisorische Einschätzung. Weitere Abklärungen innerhalb der Branche werden notwendig sein, um zu klären, wie weit dies zur Versorgung reicht.
EU/Weltweit
Die Ukraine entwickelt mit globalen Versicherern einen Plan zur Wiedereröffnung einer wichtigen Getreideexportroute für Schiffe im Schwarzen Meer. Die USA und europäische Länder arbeiten auch daran, die Exportkapazität der Ukraine über die Donau zu erweitern. In einem separaten Verhandlungsstrang fordern Vertreter der Türkei und der Vereinten Nationen (UN) Russland auf, zum Schwarzmeer-Getreideabkommen zurückzukehren. Das von der EU verhängte Verbot des Inlandsverkaufs von ukrainischem Getreide in den fünf an die Ukraine angrenzenden EU-Mitgliedstaaten bis zum 15.09.2023, möchten diese fünf osteuropäischen Länder dieses Verbot bis mindestens Ende des Jahres verlängern. Die diesjährige Weichweizenernte in Frankreich wird auf 34,8 Mio. t geschätzt, was einem Anstieg von 3% gegenüber 2022 entspricht. Der Getreidehandel in Europa ist geprägt durch den starken Rückgang des Euro gegenüber dem US-Dollar. Die deutschen Landwirte haben nach häufigem Regen in diesem Sommer eine kleinere Getreideernte eingefahren. Nach jetzigem Stand sei es fraglich, ob die Marke von 40 Mio. t noch erreicht werden könne, teilte der Deutsche Bauernverband mit. Im Vorjahr waren es 43 Mio. t. Hinzu kommt noch, dass ein Grossteil des Weizens kaum Brotgetreide-Qualität aufweisen wird und somit viel mehr Futtergetreide vorhanden ist. In diesem Jahr dürfte Brasilien die USA als weltgrösster Maisexporteur ablösen. Brasilien kann drei Maisernten pro Jahr einfahren. Indien steuert auf den trockensten August seit mehr als einem Jahrhundert zu, dies u.a. aufgrund des El-Niño-Wettermusters. Zudem soll das Land in Gesprächen mit Russland sein, um russischen Weizen mit einem Abschlag auf die Weltmarktpreise zu importieren. Mit diesem Schritt könnte Indien die Weizenversorgung verbessern und die Lebensmittelinflation vor den Wahlen im nächsten Jahr eindämmen. Die Inflation ist im Juli auf ein 15-Monats-Hoch gestiegen.
Bio
Beim Trend-Produkt Hafer konnte in der Schweiz wie im Vorjahr erneut eine qualitativ und quantitativ sehr erfreuliche Ernte eingefahren werden. Dies im Gegensatz zu vielen Teilen Europas, wo die Haferernte unterdurchschnittlich ausfiel, weil der Regen kurz vor der Ernte insbesondere qualitätsmässig ein Strich durch die Rechnung machte und damit das Angebot einschränkt. Beim Weizen wird die Herausforderung sein, mit den tieferen Proteinwerten umgehen zu können. Nachdem nun ein guter Überblick über die geernteten Mengen und Qualitäten vorliegt, kommt die Preisfindung in Gang. Bisher war die Zurückhaltung gross, auch weil insbesondere in Deutschland der Bio-Absatz in den letzten Monaten schleppend war.
Hartweizen
In Kanada hat die Hartweizen-Ernte begonnen. Die Erträge sind deutlich tiefer gegenüber dem Vorjahr, womit das Angebot um rund 20% tiefer ausfallen wird. Zusammen mit einer tiefen EU-Ernte wie auch im Maghreb-Raum (Algerien, Marokko und Tunesien) wird es dazu führen, dass die Verfügbarkeit aus der laufenden Ernte noch schlechter wie in den beiden Vorjahren sein wird. Das hat in Kanada innerhalb eines Monats bereits zu deutlich anziehenden Preisen geführt, ohne dass damit ein greifbares Angebot da wäre, weil nun viele Landwirte zuerst ernten möchten.
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