Inland
Im Mai hat die Schweiz unterdurchschnittliche Temperaturen verbucht. Dies hat zwar das vegetative Wachstum verzögert, sollte aber keine grösseren Auswirkungen auf das Ertragspotenzial haben. Gut sind jetzt dann Sonnenschein und wärmere Temperaturen, welche für die Weizenqualitäten von Vorteil wären. Aus heutiger Sicht haben die Kulturen eine Verzögerung von etwa 2 Wochen gegenüber den Vorjahren.
EU/Weltweit
Die Prognoseeinheit der EU-Kommission, MARS, hat die Aussichten für die Erträge der Winter-Kulturen leicht nach oben korrigiert. Vor allem verbesserte Prognosen für Frankreich, Rumänien, Bulgarien, Ungarn sowie weitere mittel- und südeuropäische Länder würden die leichten Abwärtskorrekturen weiter nördlich mehr als ausgleichen. Für Weichweizen liegt der erwartete durchschnittliche Ertrag EU-weit nun bei 5,91 Tonnen je Hektar, das ist fast 4 Prozent mehr als in den vergangenen fünf Jahren. In weiten Teilen Europas haben reichliche Niederschläge seit dem 20. April die Bodenfeuchtigkeit wieder auf ein normales Niveau gebracht. Die Regendefizite in anderen Regionen der EU haben kaum Auswirkungen auf die zu erwartenden Erträge, da auch die kühlen Temperaturen die Verdunstung in Grenzen gehalten haben.
Regenfälle gingen auch in der Schwarzmeer-Region nieder. Die russische Getreideernte dürfte offenbar erneut gut ausfallen, wie das Agrarministerium des Landes mitteilte. Die Schätzungen liegen bei 127,4 (Vorjahr: 133,5) Mio t Getreide.
Die Weizennotierungen haben sich im Verlaufe des letzten Monats beidseits des Atlantiks aufgrund besserer Aussichten zurückgebildet.
Hingegen gab es bei den Maisnotierungen ein Auf und Ab. Die US-Maisaussaat ist annähernd beendet, und das feuchte Wetter im Mittleren Westen bietet den keimenden Pflanzen einen guten Start. Im Markt wird darüber spekuliert, wie schlagkräftig die Importhäfen in China sein werden. Die getätigten Käufe im Ausland übersteigen vermutlich die logistischen Kapazitäten. Allerdings dürfte der Mais-Importbedarf hoch bleiben, da sich die Schweinebestände in China nach dem ASP-Ausbruch wieder erholen und damit der Futterbedarf wieder deutlich höher sein wird. China will im Zuge seines 14. Fünf-Jahres-Plans für 2021 bis 2025 die Preiskontrollen für Mais und andere wichtige Rohstoffe verstärken, um heftige Preisschwankungen abzumildern. Dies wird jedoch bedeuten, dass Markteingriffe erfolgen werden – und dies dürfte weltweit Auswirkungen auf die Märkte haben.
Bio
In Österreich sind erste Anbauschätzungen publiziert worden. Dabei wird bei Hafer und Dinkel eine Zunahme in Aussicht gestellt; beide Kulturen sind stark nachgefragt worden und dementsprechend hilft dies den Markt zu entspannen. Andererseits ist der Roggenanbau deutlich reduziert worden. Aufgrund des Angebotsüberhangs aus den letzten Jahren war dies absehbar. Auch beim Weizen wird ein leichter Rückgang festgestellt, dies dürfte jedoch je nach Anbausaison kaum spürbar sein.
Bei der Futtergetreide-Richtpreisrunde der Bio Suisse ist einerseits beschlossen worden, dass die Körnerleguminosen stärker gefördert werden sollen, um den Inlandanbau zu steigern. Die deutliche Verschärfung der Wiederkäuerfütterung ab 01.01.2022 zeigt bereits ihre Auswirkungen. Im Juni wird die jährliche Brotgetreide-Richtpreisrunde der Bio Suisse stattfinden. Das deutlich höhere Preisniveau der inländischen Bio-Rohwaren ist ein wesentlicher Grund für die Preisdifferenzen zum angrenzenden Ausland.
Hartweizen
Die lang ersehnten Niederschläge in Frankreich, Österreich, Ungarn u. Slowakei haben die Aussichten für die Ernte verbessert. Auch in Kanada und den USA hat es in den Anbaugebieten Niederschläge gegeben, welche kurzfristig für Entspannung gesorgt haben. Es benötigt jedoch nach wie vor regelmässig Niederschläge.
Algerien hat Ende Mai nochmals eine grössere Ausschreibung für Importe im Juli getätigt und musste deutlich teurer abschliessen, da die Marktversorgung sehr eng ist.
Die Produzenten sind sehr zurückhaltend beim Verkauf ihrer Bestände oder auch mit Vorverkäufen aus der neuen Ernte heraus.
Allgemein
Rund ein Drittel der weltweiten Agrarflächen könnte 2090 nicht mehr für die Produktion geeignet sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie finnischer und schweizerischer Wissenschaftler für den Fall, dass keine weiteren Massnahmen gegen die Erderwärmung getroffen würden. Am schlimm-sten betroffen wären - den Computermodellen zufolge - Staaten südlich der Sahara, in Südamerika sowie in Süd- und Südostasien. In unseren Breitengraden würden die Agrarflächen noch im sicheren klimatischen Raum liegen, aber es könnten in einigen Regionen subtropische Wälder wachsen.