Inland
Die Winter-Aussaatarbeiten sind im November soweit gut vorangekommen und annähernd auch abgeschlossen. Es ist davon auszugehen, dass erneut etwas mehr Brotgetreide der Klasse 2 angebaut worden ist. Genauere Aussagen hierzu können dann nach Vorliegen der Saatgutverkaufszahlen gemacht werden.
Aktuell ist das Brotgetreidekontingent für das laufende Jahr erst zu 40% beansprucht worden. Die verminderten Importe kommen der Vermarktung der grossen Inlandernte entgegen.
EU/Weltweit
Die Stimmung an den Getreidemärkten bleibt zum einen von der hohen Nachfrage, zum anderen von der baldigen Aussicht auf Corona-Impfstoffe sowie dem Nachgeben von US-Präsident Donald Trump gestützt.
In Russland werden aufgrund steigender Inlandspreise Stimmen laut, die Einführung einer Exportquote sowie einer Exportsteuer durch das Agrarministerium zu prüfen.
Die gesamte ukrainische Getreideerzeugung 2020 soll angesichts der diesjährigen Probleme mit Trockenheit auf rund 68 Mio t sinken, nachdem im Vorjahr ein Rekord von 75 Mio t Getreide eingebracht worden war.
Wieder einmal sorgt La Nina für extreme Wetterbedingungen in Südamerika – es bleibt zu trocken -, was die dortigen Mais-Feldbestände in Bedrängnis bringt. Reuters zufolge sollen mindestens 25 Prozent der brasilianischen Mais- und Sojabohnenfelder kurzfristig Trockenstress ausgesetzt sein. Für Argentinien wird dieser Anteil sogar mit 30 Prozent veranschlagt. Dieses Wetterphänomen dürfte in nächster Zeit noch für Gesprächsstoff sorgen.
In China steigen die Schweinebestände laufend an, allein im Oktober um 26.9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies dürfte den Futtermittelbedarf in China und damit den Import-Bedarf erhöhen.
Aufgrund eingetrübter diplomatischer Beziehungen zwischen China und Australien, müssen für australische Gerste neue Absatzmärkte gefunden werden. Dabei ist u.a. Saudi-Arabien als grosser Abnehmer neu aufgetaucht. Dafür deckt sich China mit französischer und argentinischer Gerste ein. Einmal mehr führen politische Missstimmungen zu total veränderten – nicht unbedingt effizienten - Warenströmen.
Drei Jahre hintereinander war die australische Weizenernte eine Katastrophe. In diesem Jahr rechnen Farmer nun mit der drittgrössten Getreideernte seit 30 Jahren.
Bio
Die provisorische Zwischenbilanz der Bio Suisse zur Ernte 2020 zeigt, dass einerseits wiederum ca. 10% mehr Bio-Inlandgetreide geerntet wurde. Die Verarbeitung hat auch etwa im gleichen Ausmass zugelegt. Es zeigt sich auch, dass beim Brotgetreide nach wie vor ein Importbedarf besteht, um die Nachfrage sicherstellen zu können. Die gestiegene Bio-Verarbeitung ist in diesem Jahr sicherlich auch von der aktuellen Covid-Situation angekurbelt worden.
Die Agroscope hat zusammen mit der fenaco Saatgutbehandlungen mit Dampf erfolgreich getestet, um so Saatgut vor Krankheiten zu schützen, welche bisher mit einem chemischen Beizmittel erfolgte (Link zur Pessemitteilung). Dies dürfte auch für die Bio-Branche interessant sein.
Hartweizen
Die Preise bei allen Ackerkulturen sind im Verlaufe des Herbsts gestiegen, dies beeinflusst auch den Hartweizen. Beispielsweise besteht eine starke Nachfrage aus den asiatischen Ländern für Hülsenfrüchte aus Kanada. Dies hat einerseits die Preise nach oben getrieben und zusätzlich auch in der Logistik relativ viele Kapazitäten beansprucht. Damit wird insbesondere in den Wintermonaten relativ wenig Hartweizen aus Kanada erwartet. Gleichzeitig sind die Anbieter in Europa auch sehr zurückhaltend. Dies wird u.a. auch damit begründet, dass die Erntearbeiten resp. die Aussaat noch im vollen Gange sind, weil die lange Zeit sehr nassen Verhältnissen zu Verzögerungen u.a. in Österreich, Ungarn und der Slowakei geführt haben. Auch deutlich höhere Kaufangebote seitens Mühlen sollen seitens Anbieter keine Reaktion ausgelöst haben. Damit wird es spannend zu beobachten sein, wie sich die Marktpreise in den kommenden Wochen entwickeln werden. Es ist kurzfristig nicht mit einer Entspannung zu rechnen.