Inland
Die Brotgetreidefläche wird seitens swiss granum im Vergleich zum letzten Jahr insgesamt als stabil eingeschätzt. Verglichen zum Vorjahr ist eine Zunahme der Weizenklassen TOP und I zulasten der Klasse II festzustellen. Ein deutlicher Zuwachs wird beim Dinkel erwartet.
An der Richtpreis-Sitzung der swiss granum kamen als Kompromiss zwischen den Getreideproduzenten und den Verarbeitern die folgenden Richtpreise zustande: Klasse TOP Fr. 57.00/100kg (+5.00 zu VJ); Klasse I Fr. 55.00 (+4.00); Klasse II Fr. 52.00 (+3.00); Roggen Fr. 44.00 (+4.00); Dinkel Fr. 62.00 (+4.00). Die höheren Ernterichtpreise sind für alle Marktpartner ein wichtiges Signal zur Aufrechterhaltung der Anbaubereitschaft. Als Bestandteil des Kompromisses der Marktpartner wurde ein zusätzlicher Termin bestimmt. Diese Sitzung ist am 13. September vorgesehen und dient der eventuellen Festlegung eines Herbstrichtpreises.
Gleichzeitig wird seitens BLW der Brotgetreidezoll -entgegen dem bisherigen Mechanismus – per 1. Juli 2022 um Fr. 4.00/100kg angehoben.
EU/Weltweit
Die Ertragsaussichten für die EU-Winterkulturen sind den dritten Monat in Folge leicht gesunken. Auf EU-Ebene liegen die Ertragsprognosen für Weichweizen, Hartweizen und Wintergerste jetzt knapp unter dem Fünfjahresmittel. Der Hauptgrund für die reduzierten Ertragsaussichten ist die anhaltende Trockenheit in weiten Teilen Europas, die sich am stärksten in Regionen auswirkt, in denen sie mit heissen Temperaturen einhergeht.
Aus der Ukraine kommen monatlich lediglich maximal 2 Millionen Tonnen Getreide anstelle der üblichen 6 Millionen bis 7 Millionen Tonnen. Die Ukraine, die aufgrund der russischen Invasion mit einem Mangel an Lagerkapazitäten für die Getreideernte 2022 zu kämpfen hat, wird nach Angaben des Agrarministeriums bald die ersten provisorischen Lager aus dem Ausland erhalten. Dem Büro des ukrainischen Landwirtschaftsministers zufolge könnte die Weizenproduktion in der Ukraine in diesem Jahr zwischen 17 und 20 Millionen Tonnen liegen, was in etwa den Schätzungen der Analysten entspricht. Die Getreideernte dürfte dem Ministerium zufolge auf rund 48,5 Mio t zurückgehen, 2021 hatte die ukrainische Landwirtschaft noch 86 Mio t Getreide eingefahren. Demgegenüber wird bei der russischen Weizenernte mit einem neuen Rekord gerechnet.
Ägypten suche nach Möglichkeiten, mehr Mehl aus Getreide zu gewinnen und sogar Kartoffeln für die Brotherstellung zu verwenden, um die Importe zu reduzieren. Das nordafrikanische Landi ist hauptsächlich auf importierten Weizen angewiesen, um mehr als 70 Millionen seiner 103 Millionen Einwohner mit stark subventioniertem Brot zu versorgen.
Asiatische Mühlen dürften 2022/23 vermehrt Weizen aus Frankeich und Rumänien kaufen, da die Lieferungen aus der Ukraine stark gesunken sind.
Australien, das nach einer Rekordernte in diesem Jahr zum zweitgrössten Weizenexporteur der Welt aufgestiegen ist, hat seine Verkäufe erhöht, um das weltweite Defizit seit Anfang 2022 auszugleichen.
Die anlaufenden Weizen-Ernten in den USA wie auch in Europa haben die internationalen Börsenpreise im Juni - trotz nach wie vor vieler negativer Nachrichten – unter Druck gesetzt. Aktuell sind sie jedoch nach wie vor ca. 80% über dem Vorjahres-Niveau.
Bio
Im Bio-Bereich lagen die Richtpreis-Erhöhungen für Schweizer Bio-Getreide ausser beim Dinkel über dem konventionellen Bereich. So beträgt der Richtpreis für Weizen Fr. 107.50/100kg; Roggen Fr. 94.00; Dinkel Fr. 116.00. Somit ist dies jeweils Fr. 50.00 oder mehr über dem konventionellen Richtpreis.
Bio-Hafer bekommt erstmals einen Richtpreis von Fr. 87.00, was rund Fr. 10.00 über dem bisherigen Marktpreis lag und somit die Attraktivität dieser Kultur deutlich erhöhen soll, damit weitere Flächen dazukommen.
Das europäische Preisniveau im konventionellen Markt hat sich in den letzten Wochen etwas beruhigt, womit die Bio-Preise nicht weiter vom konventionellen Markt angeheizt wird. Die Preiserwartungen dürften sich daher eher an den realen Kostensteigerungen im vergangenen Jahr orientieren.
Die europäische Preisfindung wird sich in den nächsten Wochen entscheiden, nachdem die Ernte eingebracht ist.
Hartweizen
Die Schätzungen für die kanadische Durum-Ernte sehen eine Steigerung der Anbauflächen um 13% gegenüber dem Vorjahr. Die grosse Frage ist, wie der Ertrag sein wird. Dies wird massgeblich vom weiteren Verlauf der Witterung abhängig sein. Nach wie vor ist es in Saskatchewan trocken und in den nächsten Tagen sind keine wesentlichen Niederschläge in Aussicht. Bei einigermassen normalen Bedingungen wird eine Ernte von 5.7 Mio.t – 6.6 Mio.t in Aussicht gestellt (ggü 3 Mio.t im VJ). Die letztjährige, historisch tiefe Ernte hat zur Folge, dass die Lager sehr tief sind und deshalb verharren die innerkanadischen Preise nach wie vor auf einem hohen Niveau, welche auch den Export beeinflusst. Dies dürfte sich erst etwas entspannen, wenn die Ernte im August gut anläuft.
Zu den weiteren Anbauländern: Spanien hat aufgrund der Hitzewellen deutlich weniger geerntet. Auch in Frankreich wird die Hitzewelle schwache Erträge zur Folge haben; die nachfolgenden Niederschläge waren für den Durum zu spät. Auch die italienische Ernte ist schwächer als erhofft ausgefallen (ca. 3.3Mio.t ggü normalerweise 4Mio.t). In Österreich, Ungarn und der Slowakei sind die Aussichten für eine durchschnittliche Ernte noch intakt.
Seitdem die Durum-Preise im letzten Sommer - aufgrund der letztjährigen sehr schwachen Ernte - explodierten, verharren die Preise nach wie vor etwa auf diesem Niveau.