Marktinfos und Weizenqualität

Marktentwicklung November 2021

Inland
Die swiss granum hat am 21. Okt. die Versorgungssituation der diesjährigen Ernte beurteilt. Beim Brotgetreide weisen Brotweizen mit -30.5% wie auch Dinkel -24.5% und Roggen -55.3% deutlich tiefere Erntemengen aus als im vergangenen Jahr. Insgesamt resultiert aus der diesjährigen Ernte eine backfähige Brotgetreidemenge von nur 304'079 t (2020: 439’016 t). 
Die Qualitätserhebungen seitens swiss granum bestätigen, wie wir bereits festgestellt haben, dass Protein, Zeleny und Fallzahl alle unterhalb des Durchschnitts der letzten fünf Jahre liegen. Eine abschliessende Beurteilung der Qualität der Ernte 2021 ist erst anhand der Ergebnisse der Laboranalysen sowie der Backtests möglich. Diese werden am 23. Nov. an der Qualitätstagung von swiss granum präsentiert.
Zur Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit allen Brotgetreidearten, einer kosteneffizienten Umsetzung derselben, sowie der Gewährleistung des Ernteübergangs fürs Folgejahr wird swiss granum einen Antrag beim Bundesamt für Landwirtschaft zur Anpassung des Brotgetreide-Kontingents 2022 einreichen. Damit soll die Versorgung bis zur nächsten Ernte - mit deutlich erhöhten Importen im ersten Halbjahr - gewährleistet werden. Zudem wird ein Antrag zur Gewährung einer Qualitäts-Ausnahme im Rahmen der Swissness gestellt. Ob dies für eine ausreichende Versorgung im nächsten Kalenderjahr reichen wird, wird frühzeitig überprüft werden müssen.

EU/Weltweit
In weiten Teilen Europas ist die Aussaat der Winterkulturen bislang gut gelaufen, wie die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission in ihrem monatlichen Bericht mitteilt.
Um seine Getreideversorgung zu sichern, hat China kürzlich den Mindestabnahmepreis für Weizen im Jahr 2022 erhöht. Dies wird eine Massnahme sein, damit das Land bis 2025 sich fast vollständig selbst mit Grundnahrungsmitteln wie Reis und Weizen versorgen kann. China ist mit rund 134 Mio.to im Wirtschaftsjahr 20/21 der weltweit führende Weizenproduzent. Trotz der hohen Weizenproduktion im vergangenen Jahr hat Peking seine Weizenimporte 20/21 auf 10,6 Mio.to verdoppelt und liegt damit an zweiter Stelle hinter Ägypten. Der Auslandsdienst (FAS) des US-Agrarministeriums prognostiziert für 21/22 erneut chinesische Weizenimporte von 10 Mio.to.
Auch der Iran wird in der laufenden Saison 21/22 voraussichtlich eine Rekordmenge von 8 Mio.to Weizen kaufen müssen (ggü jeweils rund 1 Mio.to in den vergangenen Jahren). Die Ernte soll mangels Niederschlägen deutlich geringer (-30%) ausgefallen sein.
Auch im vergangenen Monat hat sich die europäische Weizennotierung nochmals um über 10% (resp. +40% ggü VJ) verteuert und war damit seit über 13 Jahren nie mehr so hoch. 

Bio
Die stark gestiegenen Preise im konventionellen Getreide haben in den umliegenden Ländern deutlichere Spuren auf den Bio-Bereich gehabt als noch im Sommer. Viele Produzenten halten Ware zurück, da sie auf weiter steigende Preise spekulieren.
Eine weitere Herausforderung ist die Logistik. Insbesondere der LKW-Transport ist momentan ein Nadelöhr und verursacht Verzögerungen sowie steigende Kosten.
Die wesentlich kleineren Verfügbarkeiten bei Bio-Inlandweizen führen dazu, dass kaum alterntige Ware zur Verfügung steht und damit praktisch nur die herausfordernde Qualität, aus der aktuellen Ernte zur Verfügung steht für Bio-Suisse-Verarbeitungen. Das ist ein schmerzlicher Qualitätsnachteil im Gegensatz zu anderen Inland-Labels, wo mehr alterntige Ware zur Verfügung steht, um einen gewissen Qualitätsausgleich machen zu können. 

Hartweizen
An der Europäischen Getreidebörse anfangs Oktober war die Marktsituation beim Hartweizen ein dominierendes Thema. Die letzte offizielle Ernteerwartung für Kanada war bei 3.5 Mio.to (-47% zu VJ). Es wurde letztmals 2010 eine so tiefe Ernte registriert. Die generell hohen Agrarpreise und die Möglichkeit der kanadischen Landwirte einen Grossteil ihrer Ernte vor Ort zu lagern, tragen mit dazu bei, dass diese aktuell nicht gezwungen sind zu verkaufen. Bei praktisch allen Acker-Produkten profitieren sie von hohen Preisen und möchten zum Teil aus steuerlichen Gründen erst im neuen Jahr wieder auf dem Markt aktiv werden.
Es war auch zu hören, dass in der Türkei die grossen Pasta-Hersteller bereits gewisse Export-Produkte auf Weichweizen umstellen und damit erfolgen schon erste Markt-Reaktionen auf die stark gestiegenen Preise.
Trotzdem dürfte ein deutlicher Bestandes-Abbau im Verlaufe dieses Erntejahres erfolgen, weil dies das dritte Jahr in Folge mit einem Nachfrage-Überschuss sein wird.

Swissmill_Marktbericht_11_2021_DE.pdf

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Marktinformationen und jährliche Qualitätsanalysen der letzten Jahre