Inland
Die zum Teil ergiebigen Niederschläge im Juni haben das Niederschlagsdefizit kompensiert. Die Witterungsverhältnisse waren für das Getreide bisher gut. So hat die trockene Witterung während der Blüte im Mai das Mykotoxin-Risiko tief gehalten; bei den anfangs Juni blühenden Feldern dürften die Niederschläge ein etwas höheren Druck ausgelöst haben. Die Kulturen präsentieren sich deshalb im Allgemeinen in einem guten Zustand. Die erwartete Erntemenge wird gemäss swiss granum ungefähr auf Vorjahres-Niveau erwartet.
Die Drescharbeiten bei der Gerste haben bereits begonnen; dabei sind die ersten Ergebnisse bisher erfreulich. Einen wesentlichen Einfluss auf die mahlfähigen Mengen und Qualitäten beim Weizen wird das Wetter in den nächsten Wochen – vor allem während der Erntephase – haben.
Die Ernterichtpreise haben an der Kommissionssitzung "Markt-Qualität Getreide" von swiss granum gegenüber dem Vorjahr keine Veränderungen erfahren.
EU/Weltweit
Anfangs Juni sorgte Regen im Schwarzmeerraum für einen Preisdruck, welcher aber durch die trockenen Wetterbedingungen in Westeuropa begrenzt wurde. Weizenexporte aus Russland, der Ukraine und Kasachstan werden in der Saison 2020/21 stabil bleiben. Der Großteil des Weizens aus der Schwarzmeerregion wird über Häfen des Schwarzen Meeres an die Kundschaft nach Afrika und dem Mittleren Osten ausgeführt. Das sind auch Kunden von Anbietern aus der EU, wo die Getreideernte 2020 kleiner ausfallen dürfte.
Für die Getreidebestände hat der weit verbreitete Regen in Deutschland nach dem trockenen Frühling zur Stabilisierung beigetragen, die niederschläge seien aber zu spät gekommen, um die Erträge signifikant zu steigern. Das warme und feuchte Wetter habe auch die Gefahr von Pilzinfektionen für Weizen erhöht. Strategie Grains hat seine Prognose der diesjährigen Weizenernte in der Europäischen Union nochmals auf nun 130,9 Mio. Tonnen reduziert. Damit wäre die diesjährige Ernte 11% niedriger gegenüber dem Vorjahr. Die Weizenbestände in Nordwesteuropa waren im Herbst und im Winter zu feuchten Wetterbedingungen ausgesetzt, was die Aussaat bremste und die frühe Pflanzenentwicklung beeinträchtigte. Im Frühjahr litten die Bestände dann unter der Trockenheit.
Bio
Mitte Juni traf sich die Bio-Branche zur Richtpreisrunde. Bio Suisse rechnet mit einer Zunahme beim Bio-Brotgetreide von ca.3'000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr. Die Inlandanteile wurden provisorisch auf 67% bei Weizen, 94% bei Roggen und 86% bei Dinkel festgelegt. Bei Weizen wäre dies ein Wachstum von rund 10%. Mit der Aussicht auf jährlich zunehmende Inlandmengen wurde zum ersten Mal ein System zur Preisfestlegung in Abhängigkeit vom Inlandanteil diskutiert. Bei einer Vollversorgung mit Inlandweizen wurde ein Zielpreis von Fr. 94.- / dt definiert. Dies legt den Grundstein für die Preisfestlegung in den kommenden Jahren. Für Roggen wird in dieser Ernte erstmals ein Rückbehalt eingezogen, um allfällige Übermengen deklassieren zu können.
Die Bio-Ackerfläche in Österreich verzeichnete bereits in den letzten beiden Jahren starke Anstiege, so dass der Anstieg in diesem Jahr relativ überschaubar blieb (+1500 ha resp. 1%). Der Weizenanbau wie auch die Haferfläche sind leicht rückläufig. Für die Produzenten sind Kulturen wie Soja, Sonnenblumen- und Kürbiskerne aufgrund der Preiskonstellationen interessanter. Die Bio-Dinkelfläche wurde hingegen um 20% ausgedehnt, da schon im letzten Herbst die Preise angezogen hatten. Es wird sich im Verlauf der Ernte zeigen, ob die in Aussicht stehenden zusätzlichen Mengen den leer gekauften Markt stabilisieren können.
Hartweizen
Die neuste Erhebung der Anbauflächen in Kanada zeigt eine deutliche Ausdehnung von Hartweizen gegenüber dem Vorjahr. Auch der bisherige Witterungsverlauf ist zufriedenstellend in den Anbauregionen.
In Italien scheint der bisherige Ernteverlauf die Marktteilnehmer etwas zu enttäuschen, weshalb sie aktuell recht aktiv auch gezielt gute Qualitäten im Inland suchen, damit die Produktion der regionalen Produkte sichergestellte werden kann.
Auch die südlichen Anbauregionen Frankreichs scheinen bisher etwas durchzogene Ernteverläufe zu haben. Die Ernte in den nördlicheren Regionen wird deshalb mit Spannung erwartet.