Inland
Der sehr trockene März – verbreitet wurden gemäss MeteoSchweiz nur 10% der langjährigen Niederschlagsmengen im März gemessen – wird zum Glück in den letzten Tagen des Monats noch mit Niederschlägen beglückt. Dies ist für die beginnende Vegetation wichtig.
Anfangs April wird eine weitere Tranche des Brotgetreidekontingents freigegeben. Zudem wird der Brotgetreidezoll aufgrund der deutlich gestiegenen internationalen Preise bereits zum dritten Mal deutlich reduziert, damit wirkt dieser Grenzschutz-Mechanismus im Inland preisdämpfend. Im Herbst 2021 betrug die maximale Grenzbelastung noch CHF 23.38/100kg, ab April werden noch CHF 5.81/100kg abgeschöpft. Dies ist ein historisch tiefer Wert und ist die Kehrseite der ausserordentlichen internationalen Situation.
Der Bundesrat hat überraschend schnell eine Entscheidung getroffen und für Klarheit bezüglich der Versorgungssituation beim Brotgetreide gesorgt: Auf Antrag der swiss granum wird das Zollkontingent Brotgetreide im laufenden Jahr um 40'000 Tonnen erhöht, damit der inländische Bedarf gezielt mit Importen sichergestellt werden kann (Mehr dazu in der Medienmitteilung).
EU/Weltweit
Das alles dominierende Thema in den vergangenen Wochen war und ist der laufende Krieg in der Ukraine. Neben all dem Leid und Zerstörung, welcher der russische Aggressor mit seinem brutalen Krieg direkt zur Folge hat, zeigt sich in diversen Bereichen wie wichtig mittlerweile die Schwarzmeer-Region für die weltweite Lebensmittel-Versorgung ist. Es ist immer wieder zu hören, dass Russland in der Ukraine auch bezüglich Getreide strategische Ziele verfolgen könnte. Wenn z.B. Russland die ganze Küstenregion kontrollieren würde, verliert die Ukraine den direkten Zugang zum Meer und würde damit wie Kasachstan von Russland kontrolliert. Getreide könnte damit auch zu einer russischen Waffe werden, wie dies Dr.
Oleksandr Perekhozhuk treffend in einem Leitartikel der Agrarzeitung formulierte.
Der Nahe Osten wie auch Nordafrika waren bisher in hohem Masse von Getreide aus der Ukraine und Russland abhängig. Mit dem Krieg sind Verschiffungen aus dem Schwarzen Meer vorübergehend praktisch zum Erliegen gekommen; mittlerweile werden jedoch russische Schiffe wieder beladen. Deshalb führt beispielsweise Ägypten u.a. mit Argentinien, Indien, Frankreich und den USA Gespräche, um künftige Weizenimporte sicherstellen zu können. Indien scheint dabei bis zu einem gewissen Grad in die Bresche springen zu können.
Aufgrund der anhaltenden Kämpfe in der Ukraine muss im Sommer eine deutlich reduzierte Ernte bei den verschiedenen Kulturen erwartet werden. Deshalb ist zu befürchten, dass die Versorgungslage auch im kommenden Erntejahr international angespannt bleiben wird und dementsprechend die Preise auf einem deutlich höheren Niveau verharren werden.
Bio
Punktuell ist kaum noch ein preislicher Unterschied zwischen Bio und konventioneller Ware zu beobachten. Auch die europäischen Futterwerke ziehen das Preisgefüge in neue Höhen, weil diese eher kurzfristiger gedeckt sind und dadurch mit dem Ausfall ukrainischer Bio-Ware plötzlich in andern Regionen ihren Bedarf decken müssen.
Inwiefern sich der Faktor "Ukraine" auf das Preisgefüge der neuen Ernte auswirkt, hängt aktuell von ganz vielen Parametern ab.
Wegen des schlechten Wetters war die letztjährige inländische Getreideernte historisch schlecht. Bio Suisse hat zur Sicherstellung der Verfügbarkeit entschieden, dass temporär bis Ende August 22 maximal 20% europäischer Knospe-Weizen der Vermahlung beigemischt und weiterhin mit der Schweizer Knospe ausgelobt werden kann (Mehr dazu in der Medienmitteilung).
Hartweizen
Die Versorgungslage bleibt beim Hartweizen angespannt; hier und da tauchen noch Mengen auf. Vorerst halten sich die Anbieter für die neue Ernte noch mit Angeboten zurück.
Wichtig wird nun sein, wie die beginnende Aussaat im April im Hartweizen-Anbaugebiet in der Grenzregion USA / Kanada sein wird: gibt es genügend Bodenfeuchtigkeit? Auf welche Kulturen werden die Farmer in der aktuellen Marktkonstellation setzen?