Inland
Nach der abgeschlossenen Getreideernte in der ersten August-Hälfte können bereits erste Schlussfolgerungen gezogen werden: Es konnten wiederum gute Erträge erzielt werden und im qualitativen Bereich fällt auf, dass die Proteinwerte wie auch die Feuchtkleber-Gehalt unter dem Vorjahr sein werden. Die Qualität des Feuchtklebers scheint zufriedenstellend zu sein. Die Fallzahlen sind in einem hohen Bereich und ergeben deshalb hohe Viskositäten im Mehl. Die Wasseraufnahme ist gegenüber dem Vorjahr tiefer. Es kann jetzt schon gesagt werden: Insgesamt steht auch dieses Jahr eine zufriedenstellende Getreidequalität zur Verfügung. Die detaillierten Ergebnisse und allfällige konkrete Auswirkungen werden wir zeitnah kommunizieren.
Da nun schon zum vierten Mal das Angebot aus der inländischen Brotgetreide-Ernte die Nachfrage übersteigt, hat der SGPV schon Mitte August beschlossen, 20'000 Tonnen zu Futtergetreide zu deklassieren und so für eine Marktentlastung im Brotgetreide-Sektor zu sorgen. Diese Tonnagen werden vermutlich rasch zu den Mischfutter-Produzenten gelangen, weil damit die Getreide-Sammelstellen wieder Silo-Kapazitäten für die bevorstehende Ernte der Herbstkulturen (Mais u. Sonnenblumen) erhalten.
EU/Weltweit
Die Weizen-Ernte ist weltweit vor allem noch in den nördlich gelegenen Anbaugebieten wie Kanada und im Norden der USA wie auch in Russland im Gange. Es ergibt sich schon ein klareres Bild über die neue Angebotsmenge aus dieser Ernte. Gemäss den neusten Schätzungen des Internationalen Getreiderates (IGC) wird gegenüber dem Vorjahr eine leicht höhere globale Weizenproduktion erwartet (+1Mio.to). Es wird jedoch deutlich Verschiebungen geben: In der EU werden gegen 23 Mio.to weniger zur Verfügung stehen, wobei vor allem Frankreich (ca. -10 Mio.to) und Rumänien deutliche Einbussen erlitten haben. Dafür legen Russland (+10 Mio.to) und voraussichtlich auch Australien (+12 Mio.to) deutlich zu. Dies wird wieder deutliche Verschiebungen im globalen Handel zur Folge haben.
Die bevorstehende Mais-und Soja-Ernte ist bereits das nächste Thema, welche den Markt bewegt. Dabei sind die Prognosen für wichtige Anbau-Regionen der USA wie z.B. Iowa zurückgenommen worden. Einerseits hat ein Sturm-Tief Mitte August Schäden in über 50% der Anbaufläche angerichtet und andererseits haben fehlende Niederschläge die Bodenfeuchtigkeit stark reduziert; dies scheint das grössere Problem zu sein.
Bio
Beim Schweizer Bio-Weizen sind zufriedenstellende Erträge gemeldet worden. Hingegen scheint es im Schweizer Bio-Weizen deutlich weniger Protein und Feuchtkleber zu geben. Wie weit sich dies auf die Mehlqualität auswirken wird, muss noch im Detail geklärt werden.
Beim Bio-Hafer wurden sowohl in der Schweiz als auch im Ausland zufriedenstellende Erträge und Qualtäten geerntet. Aufgrund der guten Nachfrage sind die Preise aber weiterhin stabil. Dies im Gegensatz zu Bio-Roggen, welcher Überschuss vorhanden ist. Auch hier wurden wieder gute Erträge gemeldet.
Beim Bio-Dinkel ist die Nachfrage weiterhin hoch. Es werden nur vereinzelt Partien angeboten und dadurch kann noch keine definitive Marktbeurteilung vorgenommen werden. Das dürfte sicherlich noch bis Ende des Jahres dauern. Im Inland ist ein bedeutender Anteil des Bio-Dinkel Angebotes für den Bio-UrDinkel Kanal reserviert, weshalb die Verfügbarkeit von "normalem" Bio-Dinkel überschaubar ist.
Hartweizen
Die Hartweizen-Ernte hat im Haupt-Anbaugebiet in Saskatchewan (Kanada) und den angrenzenden US-Bundesstaaten North-Dakota und Montana bei idealem, stabilem Ernte-Wetter gut begonnen. In Kanada wird die bis vor kurzem erwartete Rekord-Ernte beim Durum vermutlich nicht erreicht, da der August sehr trocken war, womit die Kulturen wahrscheinlich etwas zu rasch erntereif wurden. Die bisherigen Rückmeldungen zur Qualität sind jedoch sehr positiv und die Wetterprogosen für die nächsten Tage sind stabil. Damit dürfte die Ernte gut voranschreiten.
Die bisherige Vermarktung in Europa verläuft schleppend, da wenig Ware am Markt ist und die europäischen Anbieter eine hohe preisliche Erwartung aufgrund des verminderten Angebots in diversen europäischen Ländern haben.