Marktinfos und Weizenqualität

Marktentwicklung Juni 2022

Inland
Aktuell kann davon ausgegangen werden, dass die diesjährige Ernte mengenmässig zufriedenstellend ausfallen könnte. Vorausgesetzt, dass bis zur Erntezeitpunkt das Wetter mitspielt.
Am 25.05.2022 hat das BLW offiziell bekannt gegeben, dass per 01.06.2022 nochmals 20'000 to Brotgetreidekontingent freigegeben werden. So soll die Inlandversorgung bis zur neuen Ernte sichergestellt werden. Zusätzlich ist seitens swiss granum eine weitere Aufstockung des Brotgetreidekontingents um 20'000to beantragt worden. Damit würde dieses in diesem Jahr von ursprünglich 70'000 to auf insgesamt 130'000 to aufgestockt. 

EU/Weltweit
Die ukrainischen Schwarzmeerhäfen sind blockiert, seitdem Russland am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert ist. Dadurch sind mehr als 20 Mio. to Getreide in den Silos des Landes blockiert. Westliche Nationen haben die Idee erörtert, „sichere Korridore“ für Getreideexporte von den ukrainischen Häfen aus einzurichten, wobei solche Korridore die Zustimmung Russlands benötigen würden. Das russische Verteidigungsministerium teilte kürzlich mit, dass der Hafen von Mariupol, der von Russland eingenommenen ukrainischen Stadt, normal funktioniert, nachdem die russischen Streitkräfte die Entfernung der Minen dort abgeschlossen haben. Auf diese Meldung hin gaben die Weizennotierungen in Chicago und Paris deutlich nach.
Die Prognoseeinheit der EU-Kommission, MARS, hat ihre Ertragserwartungen für die diesjährige Weizen-, Gersten- und Rapsernte in der EU wegen der Trockenheit gesenkt. Es sei viel Regen nötig, um weitere Ertragseinbussen zu vermeiden. Die längerfristigen Aussichten für Juni bis August deuten darauf hin, dass in den meisten Regionen wärmere und trockenere Bedingungen als üblich zu erwarten seien, was die negative klimatische Wasserbilanz noch verschärfen könnte.
Die von Trockenheit geplagten Winter-Weizenregionen in den USA haben zwar endlich Niederschläge erhalten. Nachhaltig entspannt hat sich die Situation für die heranreifenden Feldbestände aber dadurch bislang nicht.
Indien wird im Jahr 2022 voraussichtlich 106,4 Mio. to Weizen ernten, fast 4,4 Prozent weniger als die vorherige Schätzung. Der Grund dieser Korrektur sei die Hitzewelle, die während der Kornreife die Erträge reduziert habe. Zuvor war für den zweitgrössten Weizenproduzenten der Welt eine Rekordernte von 111,3 Mio. to in diesem Jahr prognostiziert worden. Händler gehen allerdings davon aus, dass die indische Weizenproduktion 2022 sogar noch stärker, nämlich unter 100 Mio. to fallen könnte.
Insgesamt soll die weltweite Getreideerzeugung in der kommenden Saison 2,251 Mrd. to erreichen. Das wären zwar 40 Mio. to weniger als im noch laufenden Wirtschaftsjahr, wäre aber immer noch die zweitgrösste Erzeugung jemals. Gleichzeitig sollen die rekordhohen Preise die Verwendung von Getreide im Futtertrog einschränken, so dass der globale Verbrauch auf Jahressicht sinken könnte. Dies wäre der erste Verbrauchs-Rückgang auf Jahressicht seit 2016/17. Auch die weltweiten Getreidevorräte sollen gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent schrumpfen. 

Bio
Nach der zum Teil katastrophalen Ernte 2021 neigen sich die letzten Schweizer Bio-Brotgetreide-Bestände (inklusive Hafer) dem Ende entgegen. Dank dem erneuten Import-Zollkontingent ist die Verfügbarkeit mit europäischer Bio-Brotgetreide zum Ernteübergang gesichert.
Der europäische Bio-Markt liegt weiter im Einflussbereich des stark nach oben tendierendem konventionellem Markt, sowohl bei Brot- wie auch bei Futtergetreide. Dies, obwohl der Kunstdünger als ein Hauptpreistreiber keine Relevanz im Bio-Anbau hat. Zudem haben die teilweise stark abgebauten Bio-Überhänge aus den Vorjahren die Preiserwartungen der Bio-Landwirten für die neue Ernte weiter befeuert.

Hartweizen
In Kanada wird der Fortschritt der derzeitigen Hartweizen-Aussaat aufmerksam verfolgt. Dabei ist das Anbaugebiet beinahe zweigeteilt. Im Westen (Alberta und West-Saskatchewan) ist es zu trocken. Damit konnte zwar gesät werden, aber Niederschläge werden herbeigesehnt. Dafür haben die östlichen Anbauregionen aktuell zu viel Regen erhalten, weshalb die Feldarbeiten nicht wie erwünscht angegangen werden können.
Die italienische Ernte wird nach Einschätzungen der Marktakteure kleiner als ursprünglich ausfallen, womit sich bereits ein höherer Importbedarf für diesen Schlüsselmarkt abzeichnet.
Andere Länder haben ihren Hartweizen-Bedarf hingegen reduziert, indem sie auf Weichweizen ausweichen, wie dies z.B. in Marokko oder in der Türkei geschieht.

Swissmill_Marktbericht_2022_06-d.pdf

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Marktinformationen und jährliche Qualitätsanalysen der letzten Jahre