Marktbericht
Juni 2023
Inland
Auch der Mai war feucht und kühl im Vergleich zum langjährigen Mittel. Dadurch sind die Kulturen aktuell bezüglich der Entwicklung zeitlich leicht verzögert. Das auf das Pfingstwochenende und dem Monatswechsel angekündigte stabilere Wetter wird der Entwicklung der Vegetation guttun und auch helfen die hohe Bodenfeuchtigkeit zu reduzieren.
Aufgrund laufender Diskussionen in der swiss granum hat das Bundesamt für Landwirtschaft kurzfristig beschlossen, u.a. beim Brotgetreide die Festlegung der Zölle dynamischer und für die Branche nachvollziehbarer zu gestalten. Insbesondere wird der Erhebungszeitraum zur Herleitung der Zölle deutlich verkürzt.
In den kommenden Wochen werden in der Branche die Richtpreise für die kommende Ernte diskutiert, die Erwartungshaltungen gehen noch relativ weit auseinander.
EU/Weltweit
Einmal mehr wurde das Schwarzmeer-Abkommen kurz vor dem Ende, nur um zwei Monate, mit dem Einlenken Russlands verlängert. Dies ist jedoch nur eine kurze Atempause und reicht mehr oder weniger bis zur beginnenden Ernte. Die internationalen Getreidenotierungen sind nach der Verlängerung des Abkommens sofort wieder unter Druck geraten und sind mittlerweile ungefähr auf dem Niveau wie 2021.
So wie die Schweiz haben Grossbritannien, West-Europa bis und mit dem Balkan sowie Italien aufgrund der üppigen bis exzessiven (Italien) Niederschläge nun gute Bodenfeuchtigkeiten vorzuweisen, welche den Getreidefeldern eine gute Entwicklung erlauben werden und es dürfte nun sogar stabiles, trockenes Wetter einsetzen. Die Ostsee-Region (Skandinavien und Baltikum) und im Süden insbesondere die Iberische Halbinsel leiden aktuell unter Trockenheit, wobei in Spanien in den nächsten Tagen gute Niederschläge angesagt sind, welche jedoch keinen positiven Effekt mehr auf die Ernte haben dürften.
In den USA hat sich die Situation im Weizenanbau-Gebiet etwas durch Niederschläge entspannt, währenddem der Mais-Anbau-Gürtel noch an Trockenheit leidet. In Kanada sollten gute Niederschläge die Situation bei der Bodenfeuchtigkeit etwas entspannen.
China hat in diesem Monat in mehrfacher Hinsicht die Aufmerksamkeit des Marktes auf sich gezogen. Die schwachen Wirtschaftsdaten Chinas haben auch den Agrarrohstoffen einen Dämpfer versetzt, weil damit auch eher eine verhaltene Nachfrage erwartet wird. Aufgrund der guten Verfügbarkeiten beim Weizen setzen die chinesischen Futtermittelhersteller immer mehr auf diesen und verdrängen damit den Mais, womit die Nachfrage bei beiden Agrarrohstoffen deutlich verändert werden dürfte.
Die gute Verfügbarkeit von Weizen führt wieder einmal zu einer kaum für möglich gehaltenen Marktsituation: US-Mühlen an der Ostküste sollen europäischen Weizen gekauft haben, da dieser deutlich billiger ist als US-Weizen aus Kansas. Dies ist ein Novum seit vielen Jahren.
Bio
Das Angebot ist aktuell höher als üblich zu dieser Zeit und andererseits ist die allgemeine Nachfrage bei Bio verhalten, wobei dafür mehrere Faktoren verantwortlich sein dürften. Der vermehrte Ausser-Haus-Konsum wie auch die erhöhte Preis-Sensitivität ist gemäss der neusten Erhebung des BLW eine deutliche Veränderung gegenüber dem Vorjahr.
Die Futtergetreide-Richtpreisrunde der Bio Suisse hat zu höheren Richtpreisen beim Futtergetreide geführt. Beim Brotgetreide wird Richtpreis-Runde im Juni stattfinden.
Hartweizen
In Spanien und in den Maghreb-Anbauländern Nord-Afrikas hat eine langanhaltende Trockenheit die Ernteaussichten für Hartweizen deutlich eingetrübt. Die nun angesagten Niederschläge in Spanien kommen deutlich zu spät und könnten sogar noch kontraproduktiv wirken, da sie nun sogar - kurz vor der Ernte - qualitative Verminderungen auslösen könnten. Dafür sind die anderen europäischen Anbauregionen bisher gut mit Niederschlägen versorgt worden, wobei insbesondere in Italien nun rasch stabiles, trockeneres Wetter benötigt wird, um nicht auch kurz vor der Ernte qualitative Probleme zu erhalten.
Die Geschäftsleitung
Swissmill