Marktinfos und Weizenqualität

Marktentwicklung Mai 2020

Inland
Der Detailhandelsbedarf hat auch im April (noch) nicht abgerissen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass eine Beruhigung eintreten wird, sobald alle Lager wieder den Normalbestand erreicht haben. Der nächste Öffnungsschritt per 11. Mai ermöglicht der Gastronomie wieder neue Perspektiven, wie schnell der Ausser-Haus-Konsum effektiv zurückkehrt, ist aktuell nicht einschätzbar.
Seit Mitte März ist kein flächendeckender Regen mehr gefallen (Gemäss Meteoschweiz wurden über 40 niederschlagslose Tage gezählt und dadurch im Landesmittel nur 40% der üblichen Regenmenge im März und April verzeichnet). Die in der letzten Aprilwoche gefallenen Niederschläge helfen die Situation kurzfristig zu entspannen. Es werden jedoch weitere regelmässige Regenfälle nötig sein, damit die Kulturen in der entscheidenden Wachstumsphase gedeihen können, da nach wie vor ein Wasserdefizit besteht. 

EU/Weltweit
Auch in Europa sehnt man sich nach weiteren Niederschlägen; die lange Trockenperiode hat die Böden ausgetrocknet. Bislang standen die Weizenbestände noch gut, aber jetzt wird der Wasserbedarf für die weitere Entwicklung der Pflanzen höher sein und dementsprechend auch der Niederschlagsbedarf. Getreideanbieter halten sich aufgrund der Unsicherheiten mit Angeboten für die neue Ernte noch zurück. Frankreich meldet die kleinste Weizenfläche seit 17 Jahren. Erfreulicherweise verbucht Australien derzeit nach zwei Dürrejahren weitläufige Niederschläge, die für einen guten Start der dortigen Aussaat sorgen. Für 2020/21 rechnet das USDA mit einer australischen Weizenernte von 23 Mio t, das wären über 50 Prozent mehr gegenüber der aktuellen Ernte.
Die Corona-Krise hat in verschiedenen Ländern auch Auswirkungen auf den Getreidemarkt. Russland kündigt Exportbeschränkungen von 7 Millionen Tonnen Getreide von April bis Juni an. Die Bevölkerung in Russland und der Ukraine leidet unter schwachen Währungen, weshalb die Regierungen in Moskau und Kiew um jeden Preis verhindern wollen, dass Brot im Inland teurer wird. Auch die Ausfuhren von Weizen und Mehl aus Kasachstan sollen noch bis mindestens August eingeschränkt bleiben. Währenddem die Behörden Ägyptens – das grösste Weizen-Importland - die strategischen Reserven des Landes an Rohstoffen erhöhen wollen, da angesichts der Corona-Pandemie weltweit zunehmend Versorgungsängste aufkommen. China bereitet sich darauf vor, mehr als 30 Millionen Tonnen an Agrarprodukten zu erwerben. Damit will Peking zum einen die staatlichen Reserven aufstocken, um sich gegen Corona-bedingte Störungen in den Lieferketten abzusichern (aufgrund von Liefer-Störungen in Brasilien hat China schon staatliche Reserven bei den Sojabohnen freigegeben). Zum anderen beginnt China damit auch, seine Zusagen aus dem Phase-1-Abkommen mit den USA zu erfüllen.
Mais bleibt am Getreidemarkt weiter ein Problemfall. Die Nachfrage der Ethanolindustrie bleibt aus, weil die Lock-down-Massnahmen den Strassenverkehr massiv reduziert haben und damit auch den Benzin- und Dieselverbrauch. Dadurch ist auch der Ethanol-Bedarf mit den Beimischquoten massiv eingebrochen. 

Bio
Aufgrund der gesteigerten Nachfrage durch die Corona-Krise ist auch im Bio-Markt ein zusätzlicher Bedarf aus der aktuellen Ernte entstanden. Die Preise haben sich dadurch stabilisiert und die erwarteten Überschüsse reduziert. Die Planung für die neue Ernte wurde unter der aktuellen Situation etwas zurückgestellt. Es muss abgewartet werden, ob der Regen Ende April europaweit die erhofften Effekte bringt. Aufgrund der unklaren Versorgungslage besteht nachfrageseitig Interesse für Abschlüsse ab der neuen Ernte, die Landwirte sind aber noch zurückhaltend.
Beim Dinkel ist die Versorgungslage weiterhin kritisch. Es wird berichtet, dass auch der konventionelle Markt Bio-Ware eingedeckt hat. Mittlerweile dürften jedoch die allerletzten Bestände aus der diesjährigen Ernte ausverkauft sein. 

Hartweizen
Die europäischen Hartweizen-Bestände stehen sehr unterschiedlich. In den südlichen Anbaugebieten wie Spanien, Süd-Frankreich, Süd-Italien, und Griechenland haben ausreichende Niederschläge die Entwicklung der Pflanzen begünstigt. Hingegen haben auch die nördlicheren Anbauregionen an der langen Trockenperiode gelitten. Wie weit die Niederschläge der vergangenen Tage dabei eine Entspannung bringen werden, wird sich zeigen. Gespannt ist man nun, wieviel in Kanada angebaut wird. Das wird für die weitere Entwicklung des Marktes entscheidend sein.

Swissmill_Marktbericht_2020_05.pdf

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Marktinformationen und jährliche Qualitätsanalysen der letzten Jahre