Marktbericht
Oktober 2024
Die diesjährigen Erntemengen sind durch die aussergewöhnliche Witterung im Frühling und Sommer stark beeinflusst worden. Gemäss prov. Erntemengenerhebung von swiss granum wird die Ernte 2024 rund ein Drittel tiefer ausfallen als im Vorjahr. Basierend auf dieser ersten Einschätzung der Erntesituation hat sich die Branche auf drei Anträge geeinigt, welche gegenwärtig bei den dafür zuständigen Stellen bearbeitet werden. Diese Anträge sollen dazu beitragen, dass die kurzfristige Versorgung des Marktes mit Brotgetreide sichergestellt werden kann: Einerseits soll das Brotgetreide-Kontingent noch in diesem Jahr um 20'000 t erhöht werden; dafür benötigt es einen Bundesrats-Entscheid. Zudem wurde kurzfristig vom BLW die November-Tranche auf anfangs Oktober verschoben, um den Markt mit genügend Brotgetreide zu versorgen. Als dritte Massnahme wurde wieder eine Qualitäts-Ausnahme bei den Swissness-Bedingungen per Mitte September eingeführt, diese ist mit folgendem Link zu finden.
EU/Weltweit
Der Internationale Getreiderat hat seine Prognose für die weltweite Weizenproduktion um 1 Mio. auf 798 Mio. t gesenkt. Aktuell kämpfen auf der Südhemisphäre sowohl Argentinien als Australien mit Wetterproblemen, welche die erwartete Produktion einschränken könnten. Frankreich teilte kürzlich mit, dass sich durch die schwächere Weichweizenproduktion auch die französischen Weizenexporte um satte 61% verringern könnten. Das französische Landwirtschaftsministerium hatte zuvor seine Prognose für die Weichweizenproduktion des Landes für 2024 gesenkt. Das Ministerium sieht nur noch 25,78 Mio. t, womit die Produktion auf das niedrigste Niveau seit 1986 fällt! Auch der europäische Verband der Getreidehändler, Coceral, hat seinen Ausblick auf die diesjährige Getreideernte in der EU und in Grossbritannien von 296 Mio. im Juni deutlich auf 280,3 Mio. t gesenkt, was einem Rückgang von fast 5% im Vergleich zu 2023 entspricht. Die Einbussen werden dem insgesamt ungünstigen Wetter in der gesamten Region zugeschrieben. Die Prognose für Weichweizen verringerte Coceral auf 126 Mio. t ggü 140,3 Mio. t im Vorjahr (- 10,2%). Jenseits der Bomben und Schüsse in Russlands Krieg in der Ukraine tobt parallel ein Wirtschaftskrieg. Die Frontlinie befindet sich auf besetztem ukrainischem Ackerland, von dem Russland und seine Partner gestohlenes Getreide im Wert von fast 1 Mrd. US-Dollar auf einem aufkeimenden Schwarzmarkt verkauft haben, wie das Wall Street Journal berichtet. Seit 2022 haben Moskaus Streitkräfte demnach in der Ukraine einige der fruchtbarsten Ackerflächen Europas besetzt. Die Besatzer haben die Ernten entweder beschlagnahmt oder billig aufgekauft, oft mit Gewalt. Indien hat seine Obergrenze für die Weizenvorräte, die Händler und Müller halten dürfen, gesenkt. Damit soll die Verfügbarkeit des Getreides erhöht und die inländischen Preise gesenkt werden.
Bio
Die Zahlen der provisorischen Ernteerhebung von BioSuisse für die Ernte 2024 lassen aufhorchen. Über alle Getreidekulturen betrachtet ist ein Einbruch von -36% zur Vorjahresmenge zu verzeichnen, welches ein herber Rückschlag für die Swissness-Bemühungen ist. Besonders auffällig ist die Situation beim Dinkel. Während im Frühsommer 2023 von einer Inland-Überversorgung ausgegangen wurde, präsentiert sich die Realität nun mit einem Inlandanteil von nur noch einem Drittel. Die Implosion der Inlandquote beruhte einerseits auf einer falschen Datengrundlage, welche den Inlandanteil überschätzt hatte und nun korrigiert wurde. Andererseits sind aufgrund der prognostizierten Überversorgung und dem erwarteten Preisabzug die Flächen zurückgegangen. Und zu guter Letzt waren die Erträge in diesem Jahr massiv tiefer.
Hartweizen
Die abgeschlossene Durum-Ernte in Kanada hat dazu geführt, dass die Anbieter aufgrund der tieferen Hektolitergewichte die höheren Qualitäten nicht mehr im gleichen Umfang anbieten können. Trotzdem ist ein grösseres Interesse der europäischen Verarbeiter für kanadischen Durum vorhanden, weil die europäischen Regionen auch mit diversen qualitativen Themen konfrontiert sind und zudem die Mengen fehlen. So sollen z.B. die kanadischen Schiffskapazitäten bis Ende Jahr bereits ausgebucht sein, obwohl noch weiteres Interesse vorhanden wäre.
Die Geschäftsleitung
Swissmill