Marktbericht
Mai 2024
Nach dem wärmsten März seit Messbeginn zeigte sich der April von seiner nassen und kalten Seite. Dadurch konnten vielerorts die Aussaaten verschiedener Kulturen nicht vorangetrieben werden. Die kumulierten Niederschläge der vergangenen Wochen sind weit überdurchschnittlich. Es bleibt zudem abzuwarten, wie weit die Kältewelle das Getreide negativ beeinflusst hat.
EU/Weltweit
Die Auswirkungen der Kältewelle in den meisten Teilen Europas in der zweiten Aprilhälfte können noch nicht richtig eingeschätzt werden. Es wird jedoch erwartet, dass das Getreide einigermassen glimpflich davongekommen ist. Auch die bisher übermässig nassen Bedingungen in Nordwesteuropa beeinträchtigen das Ertragspotenzial und haben die Frühjahrs-Aussaat behindert. Günstig waren bisher die Witterungsbedingungen auf der Iberischen Halbinsel. In Südrussland erreichen die Temperaturen teilweise bereits um die 30 Grad Celsius. Auch in den USA sind die Weizenanbaugebiete durch Trockenheit beeinträchtigt, anfangs Mai sollten jedoch weite Gebiete von guten Niederschlägen profitieren. Russland dürfte im April 4,6 Mio. to Weizen exportieren. Das würde nur geringfügig unter den 4,8 Mio. to im März und über den Lieferungen von Januar und Februar liegen. Die russischen Preise sind nach wie vor die günstigsten auf den Exportmärkten. Indien hat Schwierigkeiten, seine Weizenvorräte wieder aufzufüllen, da die Regierungskäufe von den inländischen Erzeugern im Vergleich zum Vorjahr um etwa 25% zurückgegangen sind. Grund dafür sind unvorhergesehene Regenfälle und höhere Marktpreise, die die Landwirte dazu veranlassen, an private Händler zu verkaufen. Die indischen Weizenvorräte sind auf den niedrigsten Stand seit 16 Jahren gesunken. Sollte der zweitgrösste Weizenproduzent der Welt nicht in der Lage sein, seine Bestände wie erhofft wieder aufzustocken, könnten seine Möglichkeiten, preisdämpfend in den Markt einzugreifen, eingeschränkt werden. Obwohl in Argentinien derzeit gute Niederschläge zu verzeichnen sind, befürchtet die Börse von Buenos Aires, dass die Weizenaussaat nicht so schnell wie erwartet vorankommen wird, was wiederum zu einer geringeren Aussaatfläche führen dürfte. Sie rechnet mit einer Weizenfläche von 5,9 Mio. ha, was unter dem Fünf-Jahresdurchschnitt liegen würde. Farmer sind zurückhaltend beim Weizenanbau, da sie die Rückkehr von La Niña und die damit verbundene Trockenheit befürchten. Die Getreideerzeugung in der Ukraine ist seit dem Einmarsch Russlands offenbar nicht mehr so profitabel wie zuvor. Das dürfte sich in der Saison 2024/25 in einer geringeren Anbaufläche und Produktion niederschlagen. Für Weizen wird für die Ukraine eine Anbaufläche von 4,8 Mio. ha erwartet, was einem Rückgang von 5% entspricht.
Bio
In Österreich wurde die Aussaat teilweise durch den nassen Herbst eingeschränkt, aber die gesunkenen Wintergetreideflächen dürften durch die Flächenausdehnung beim Sommergetreideanbau kompensiert werden. Die Bio-Ackerflächen betragen bereits 21% der Gesamtfläche in unserem Nachbarland, Tendenz weiter steigend. Ob das Niveau des stark gestiegenen Hektarertrages beim Weichweizen der Ernte 2023 (+13% zu Ernte 2022) gehalten werden kann, wird sich im Sommer zeigen. Generell hat der europäische Bio-Markt die Talsohle durchschritten und die Nachfrage steigen lassen. Im Gegensatz zum Vorjahr sind diesen Frühling bereits wieder Verträge für Lieferungen ab neuer Ernte abgeschlossen worden, womit eher wieder längerfristige Perspektiven bei den Akteuren vorhanden sind.
Hartweizen
Gemäss den neusten Schätzungen der DG Agri wird der Hartweizenanbau in der EU auf dem tiefsten Stand seit 1995 zu liegen kommen mit einer erwarteten Erntemenge von etwas unter 7 Mio. to. Sowohl Italien, Frankreich und Griechenland werden deutlich tiefere Ernten einfahren. Auffällig ist dabei, wie die Flächen in Frankreich rückläufig sind. In Spanien dürfte sich hingegen die Ernte wieder auf ein normales Niveau erholen, nachdem im vergangenen Jahr die ausserordentliche Trockenheit der Ernte stark zugesetzt hatte. Ausserhalb Europas wird aktuell sowohl in Kanada wie auch in den USA eine deutlich höhere Ernte erwartet. Auch in der Türkei wird eine nochmalige Ausdehnung erwartet, so dass weltweit eine Produktionsausdehnung stattfinden dürfte. Da auch die Nachfrage steigend erwartet wird, dürften Angebot und Nachfrage ungefähr ausgeglichen sein. Die verfügbaren Bestände werden nach wie vor gesamthaft tief sein.
Die Geschäftsleitung
Swissmill