Inland
Die erhaltenen, spärlichen Niederschläge im Mai waren für die Kulturen sicherlich sehr gut. In den nächsten Tagen kommt die Trockenheit aber wieder zurück. Der Wettermarkt wird sich so schnell nicht verabschieden.
swiss granum geht in seiner jüngsten Ernteprognose per Ende Mai 20 von einer durchschnittlichen Ernte aus, welche etwas tiefer ausfallen könnte gegenüber dem Vorjahr. Dies wäre noch gut zu verkraften, da aus der letzten Ernte heraus auch entsprechende Tonnagen deklassiert wurden. Erstmals wird auch veranschlagt, dass ca. 3'000to Hartweizen geerntet werden könnten. Ebenfalls werden beim Dinkel und beim Roggen eine deutliche Zunahme erwartet. Auffällig ist auch der prognostizierte starke Anstieg von Futtergetreide; die neu eingeführte Getreidezulage im Zuge der Anpassungen des Schoggi-Gesetzes scheint seine Wirkung zu entfalten.
EU/Weltweit
Zu Monatsbeginn haben die ersten kräftigeren Regenfälle seit sechs Wochen in vielen europäischen Weizenanbaugebieten sowie am Schwarzen Meer für Druck an den internationalen Weizenmärkten gesorgt. Russlands Exportpreise für Weizen der alten Ernte sanken, weil die von der Regierung festgelegte Exportquote bereits ausgeschöpft ist. Bei Weizen bleibt Russland mit 35 Mio t weiterhin Exportweltmeister. Die ständigen Auseinandersetzungen zwischen China und den USA sorgen an den internationalen Getreidemärkten für ein laufendes Auf- und Ab. Brasilien hat im April 2020 mit 16,3 Mio t Sojabohnen einen neuen Monatsrekord im Export aufgestellt, wovon ein Grossteil in Richtung China ging. Kanadas Regierung unterstützt Farmer und Verarbeiter mit gut 252 Mio USD, um Folgen und Ausfälle durch die Covid19-Pandemie abzumildern. In den USA könnten die Maisvorräte 2020/21 deutlich ansteigen. Dies sei auf eine steigende Produktion, aber aktuell auch auf einen geringeren Verbrauch im Futtertrog aufgrund der Corona-Infektionen zurückzuführen. Der eingebrochene Absatz von Bioethanol auf der Basis Mais macht sich ebenfalls deutlich bemerkbar. Der sich laufend erholende Preis für Rohöl hat positive Signalwirkung für die Ölsaaten. Schrittmacher für die Weizenpreise der Ernte 2020 ist das Baltikum. Europäische Erzeuger halten sich mit Abschlüssen der neuen Ernte zurück. Noch könnten fehlende Niederschläge oder zu niedrige Temperaturen den Feldbeständen Stress bereiten, der insbesondere in der Kornfüllungsphase zu geringeren Erträgen führen könnte. China hat seine Drohung gegenüber Australien wahrgemacht und verhängt Importzölle von 80,5 Prozent auf australische Gerste. Dieser Schritt dürfte ein Handelsvolumen von rund 1 Milliarde US-Dollar zwischen den beiden Ländern betreffen.
Bio
Ein erster Hinweis auf die Bedingungen und die Entwicklung des Bio-Getreideangebots in der Schweiz bildet die Richtpreis-Runde der Bio Suisse für Futtergetreide im Mai. Bei diversen Kulturen scheint eine Vollversorgung mit inländischem Getreide möglich zu sein. Deshalb wurde für Gerste, Hafer, Triticale, Roggen und Körnermais eine Vermarktungssperre für Knospe-Importe für die Mischfutter-Industrie beschlossen. Gleichzeitig wurden auch bei diversen Getreidearten der Futtergetreide-Richtpreis gesenkt.
Daraus kann gefolgert werden, dass es auch beim Brotgetreide weiterhin in der Schweiz einen Flächenzuwachs geben wird, da in der Umstellungsphase grundsätzlich Futtergetreide angebaut wird, um anschliessend bei voller Bio-Anerkennung auch Brotgetreide anzubauen.
Dies wird auch in den nächsten Jahren ein Thema bleiben: gestützt auf der neusten landwirtschaftlichen Strukturerhebung des BfS haben die Bio-Flächen in der Tal- und Hügelzone (=Potential für Ackerfläche) im 2019 um 11.5% gegenüber 2018 zugenommen, während das Wachstum in den Bergzonen nicht einmal 2% betrug.
Hartweizen
Die neusten Einschätzungen des Hartweizenmarktes zeigen, dass die Bestände aus der Ernte 2019 deutlich reduziert werden, wobei die Corona-Krise noch eine zusätzliche Verschärfung - aufgrund der gesteigerten Nachfrage - verursacht hat. In Mexiko und den südlichen Anbauregionen von Spanien und Italien haben erste Ernteaktivitäten begonnen, wobei noch keine detaillierte Aussage dazu gemacht werden können. In Kanada hat die Aussaat gute Fortschritte gemacht. Alle Marktteilnehmer verweisen darauf, wie wichtig eine deutlich bessere Ernte aus Kanada für die Marktversorgung sein wird. Die weitere Entwicklung in Kanada wird deshalb eine wesentliche Rolle spielen.
Allgemeines
In den USA ist Calyno – ein Sojaöl mit einem veränderten Fettsäureprofil - als erstes genom-editiertes pflanzliches Lebensmittel auf dem Markt.