Inland
Am 23.11.2021 fand in Luzern die Qualitätstagung der swiss granum statt. Die ausserge-wöhnliche Witterung im Verlaufe des Anbaujahres (Trockenheit, Hagelzüge und zuletzt während der Ernte Niederschläge ohne Ende) haben die Erntequalität des Brotweizens stark beeinträchtigt. Dies zeigen die gewichteten Ergebnisse der Erntequalitätserhebung von swiss granum. Mit 78.0 kg/hl liegt der Durchschnitt des Hektolitergewichts (Mass für die Kornausbildung) um 4.7 kg/hl unter demjenigen von 2020 und um 3.7 kg/hl unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Der Durchschnittswert der Referenzsorten beim Feuchtklebergehalt liegt bei 27.7%, sogar im 2014 – als klar wurde, dass Massnahmen zur Hebung des Feuchtklebergehalts notwendig sind - war dieser mit 28.0% leicht höher als dieses Jahr. Dies zeigt exemplarisch die qualitativen Herausforderungen der diesjährigen Schweizer Ernte.
Der trockene, schöne Herbst hat dafür die Feldarbeiten – insbesondere auch die Aussaat – begünstigt, sodass zumindest der Start in das neue Anbaujahr geglückt sein dürfte.
EU/Weltweit
Neben den Unsicherheiten über russische Exportsteuern und Ausfuhrkontingente haben Qualitätsprobleme in Australien sowie die Annahmen über die Kaufabsichten der Chinesen den globalen Weizenpreisen im November weiter eingeheizt. Die Weizenrallye ist Ende des Monats jedoch abrupt mit dem Auftreten der neuen Corona-Mutation Omikron aus Südafrika gebremst worden.
Die Marktfaktoren sind darauf in den Hintergrund gerückt. So haben die Chinesen in der letzten Saison etwa 40 Mio.t Weizen aus ihren Reserven verkauft, um sie an Tiere zu verfüttern, wodurch sie zwar das Maisproblem gelöst, sich aber selbst ein neues Weizenproblem geschaffen haben. Die fehlenden 40 Mio.t staatlicher Vorräte beeinflussen den weltweiten Weizenhandel.
Die schweren Niederschläge in Teilen Australiens sorgen dafür, dass die Qualitätssorgen wachsen, bis 40% des Weizens sollen für Mehlmühlen ungeeignet sein. Hingegen dürfte eine neuerliche Rekordmenge von über 34 Mio.t Weizen gemäss ABARES geerntet werden, was 3% über dem Vorjahr wären. Das Plus bei australischem Futterweizen wird von der erwarteten Menge an Mahlweizen abgezogen werden müssen, und das angesichts einer weltweit bereits knappen Versorgung mit Mahlweizen. Der globale Markt hat sich auf eine grosse australische Mahlweizenernte verlassen, um die Zeit bis zur neuen Ernte in der nördlichen Hemisphäre zu überbrücken.
Die Aussaat der Winterkulturen ist in den meisten Teilen Europas gut verlaufen. Das teilt die Prognoseeinheit (MARS) der EU-Kommission in ihrem monatlichen Bericht mit. Das gute Herbstwetter in vielen europäischen Regionen hat gute Fortschritte der Feldarbeiten ermöglicht; zudem hat es sich günstig auf das Auflaufen und die vegetative Entwicklung der Keimlinge ausgewirkt. Anlass zu verstärkter Beobachtung gibt lediglich das Niederschlagsdefizit in einigen Regionen in Mittel- und Osteuropa. Zu trockene Bedingungen in Tschechien, der Slowakei sowie dem Süden der Ukraine und im Norden Rumäniens haben die Aussaat und Keimung des Winterweizens verzögert.
Bio
Die Preisentwicklungen im Bio-Markt scheinen von den vorgängig ausgeführten Entwicklungen auf dem konventionellen Markt geprägt zu sein. Insbesondere sogenannte Verbands-Ware, welche über den EU-Bio-Standard hinausgeht, ist weiterhin stark gesucht und deren offerierten Mengen begrenzt, was die Preisspirale weiter antreibt. Dazu trägt auch bei, dass das Sortiment von den Anbauverbänden Bioland und Naturland (analog zu Bio Suisse) von allen grösseren Abnehmern in Deutschland wie Aldi oder Lidl Schritt für Schritt ausgebaut werden soll.
Das Hoffen auf eine qualitativ und quantitativ gute inländische Bio-Ernte 2022 bleibt bestehen.
Hartweizen
In den vergangenen Wochen haben diverse Medien Berichte zur aussergewöhnliche Situation auf dem Hartweizen-Markt und den deshalb zwingend notwendigen Preiserhöhungen publik gemacht.
Beim Hartweizen-Markt ist vorerst eine relative Ruhe eingekehrt, da die meisten Verarbeiter aktuell noch mit Rohware eingedeckt sind. Dies dürfte sich im neuen Jahr dann wieder ändern, wenn neue Kontrakte seitens Abnehmer benötigt werden und zudem die Landwirte vielleicht auch bereit sein werden, neue Ware anzubieten.